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 DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta

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Elisa
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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:22

Zu sagen, was ich empfinde, ist unnötig. Es wäre nur eine Beschreibung meines Leidens, dass unbedeutend ist in Anbetracht des Leidens, dass ich sehe. Ich beschreibe also, ohne etwas über mich selbst zu sagen.
Ich bin bei der Grablegung unseres Herrn anwesend.
Nachdem der kleine Zug den Kalvarienberg hinabgestiegen ist, befindet er sich an seinem Fuß vor dem in den Kalkstein gehauenen Grab des Joseph von Arimathäa. Dort hinein gehen die Barmherzigen mit dem Leichnam Jesu.
Ich sehe das Grab so: Es ist eine in den Stein gehauene Stätte am Ende eines blühenden Gemüsegartens. Sie gleicht einer Höhle, aber man erkennt, dass sie von Menschenhand geschaffen wurde. Sie enthält die eigentliche Grabkammer mit ihren Grabnischen, die aber anders sind als bei den Katakomben. Diese hier sind eine Art in den Stein gehauene runde Löcher, ähnlich den Öffnungen eines Bienenstocks – damit man eine ungefähre Vorstellung davon hat. Die leere Höhlung jeder Grabnische sieht aus wie ein schwarzer Fleck auf dem gräulichen Stein. Vor dieser Grabkammer befindet sich etwas wie ein Vorraum und in seiner Mitte der steinerne Tisch für die Einbalsamierung. Auf diesen legt man Jesus in seinem Leinentuch.
Es kommen nun auch Johannes und Maria herein. Sonst niemand, denn der Vorbereitungsraum ist klein, und wenn es mehr Personen wären, könnten sie sich nicht mehr bewegen. Die anderen Frauen stehen an der Tür, dass heißt, an der Öffnung, denn es gibt keine eigentliche Tür.
Die beiden Träger wickeln Jesus aus.
Während sie in einer Ecke, auf einer Art Regal, im Schein zweier Fackeln die Binden und die Salben vorbereiten, neigt sich Maria über ihren Sohn und weint. Und wieder trocknet sie ihn mit dem Ende des Schleiers, der noch um die Lenden Jesu gewickelt ist. Diese mütterlichen Tränen sind die einzige Waschung für den Leichnam Jesu, und obgleich sie reichlich fließen, gelingt es mit ihnen nur oberflächlich und teilweise, Staub, Schweiß und Blut von diesem gequälten Körper abzuwaschen.
Maria wird nicht müde, die eiskalten Glieder zu liebkosen. Mit einer noch größeren Zartheit als wenn sie ein Neugeborenes berühren würde, nimmt sie die armen zerrissenen Hände in die ihren, küßt die Finger, streckt sie und versucht, die offenen Wunden zu schließen, wie um dadurch den Schmerz zu lindern. Sie drückt diese Hände, die nicht mehr liebkosen können, an ihre Wangen und seufzt, stöhnt in ihrem übergroßen Schmerz. Sie streckt und legt die armen Beine nebeneinander, um die sich nun, da sie todmüde sind von ihrem weiten Weg für uns, niemand kümmert. Aber die Füße sind am Kreuz zu sehr verrenkt worden, und besonders der linke ist so flach, als hätte er keine Ferse mehr.
Dann wendet sie sich wieder dem Rumpf zu und liebkost ihn, der so kalt und schon starr ist. Und als sie noch einmal den Einstich der Lanze sieht, der nun, da der Erlöser auf der Steinplatte ausgestreckt ist, wie ein offener Mund gähnt und noch besseren Einblick in den Brustkorb gewährt (man sieht deutlich die Herzspitze zwischen dem Brustbein und dem linken Rippenbogen, und etwa zwei Zentimeter weiter oben ist der Einstich der Lanzenspitze im Pericardium und im Cardium, gut eineinhalb Zentimeter lang, während der äußere an der rechten Seite mindestens sieben lang ist), schreit Maria wieder auf wie auf dem Kalvarienberg. Es ist als würde die Lanze sie durchbohren, so sehr windet sie sich in ihrem Schmerz. Und sie preßt die Hände auf ihr Herz, dass durchbohrt ist wie das Herz Jesu. Wie viele Küsse auf diese Wunde, arme Mutter!
Dann wendet sie sich wieder dem Haupt zu und legt es gerade, denn es ist leicht nach hinten und stark nach rechts gedreht. Sie versucht, die Lider zu schließen, die sich immer wieder halb öffnen, und den verkrampften offenen Mund, der auf der rechten Seite ein wenig schief ist. Sie glättet die Haare, die gestern noch so schön und ordentlich waren und nun ein blutgetränktes Gewirr sind. Sie entwirrt die längeren Strähnen, streicht sie glatt über ihren Fingern und rollt sie auf, um ihnen die Form der schönen Haare ihres Sohnes wiederzugeben, die so weich und lockig waren. Sie seufzt und seufzt, denn sie erinnert sich an die Zeit, als er noch ein Kind war... Dies ist der Hauptgrund ihres Schmerzes: die Erinnerung an die Kindheit Jesu, an ihre Liebe zu ihm, an ihre Sorge, die schon ein etwas lebhafteres Lüftchen für das göttliche Kind fürchtete, und der Vergleich mit dem, was ihm die Menschen nun angetan haben.
Ihre Klage macht mich krank. Und ihre Geste, als sie stöhnt: «Was haben sie, was haben sie dir getan, mein Sohn?» und, da sie ihn nicht so sehen kann, nackt und steif auf einem Stein, nimmt sie ihn in ihre Arme, indem sie einen Arm unter seine Schultern schiebt, ihn mit der anderen Hand an ihre Brust drückt und ihn wiegt mit derselben Bewegung wie in der Geburtsgrotte – all das treibt mir die Tränen in die Augen, und ich leide, als ob eine Hand in meinem Herzen wühlen würde.
Die furchtbare Seelenqual Marias.

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:23

Die furchtbare Seelenqual Marias.
Die Mutter steht aufrecht am Tisch der Einbalsamierung, liebkost und betrachtet, seufzt und weint. Das zitternde Licht der Fackel beleuchtet ab und zu ihr Antlitz, und ich sehe große Tränen über die bleichen Wangen und das gequälte Gesicht rinnen. Und ich höre die Worte. Alle. Sehr deutlich, obgleich sie nur geflüstert sind; ein wahres Zwiegespräch des mütterlichen Herzens mit der Seele des Sohnes. Ich erhalte die Weisung, sie aufzuschreiben.
«Armer Sohn! Wie viele Wunden! ... Wie sehr hast du gelitten! Schau, was sie dir angetan haben! ... Wie bist du kalt, mein Sohn! Deine Finger sind eisig. Und wie leblos sie sind! Sie scheinen gebrochen zu sein. Niemals, weder im sorglosen Schlaf deiner Kindheit noch im schweren Schlaf des müden Handwerkers habe ich sie je so reglos gesehen... Und wie kalt sie sind! Arme Hände! Gib sie deiner Mutter, mein Kleinod, heilige Liebe, du meine Liebe! Schau, wie verwundet sie sind! Sieh doch, Johannes, welche Wunde! Oh, ihr Grausamen! Hier, hier, gib deiner Mutter diese verwundete Hand, damit ich sie pflege. Oh, ich werde dir nicht wehtun... Mit Küssen und Tränen werde ich sie heilen und sie mit meinem Atem und meiner Liebe erwärmen. Schenke mir eine Liebkosung, mein Sohn. Du bist Eis, und ich glühe im Fieber. Dein Eis wird mein Fieber lindern, und mein Fieber wird dein Eis erwärmen. Eine Liebkosung, Sohn! Erst wenige Stunden sind es, dass du mich nicht liebkost, und es scheinen mir Jahrhunderte zu sein. Es gab Monate, da ich deine Liebkosungen vermißte, und sie kamen mir wie Stunden vor, denn ich wartete immer auf dein Kommen; aus jedem Tag machte ich eine Stunde, und aus jeder Stunde eine Minute, um mir zu sagen, dass du nicht seit einem oder mehreren Monaten fern warst, sondern erst seit wenigen Tagen, seit wenigen Stunden. Warum erscheint mir die Zeit jetzt so lang? Ach, unmenschliche Qual! Warum bist du tot? Sie haben dich mir getötet! Nun bist du nicht mehr auf Erden. Nicht mehr! Überall, wo ich meine Seele hinwende, um die deine zu suchen und sie zu umarmen – denn dich zu finden, zu besitzen, zu fühlen, war ja das Leben meines Fleisches und meines Geistes -wo immer ich dich suche mit der Woge meiner Liebe, ich finde dich nicht mehr, nicht mehr! Von dir bleibt mir nur diese kalte Hülle, diese seelenlose Hülle! O Seele meines Jesus, o Seele meines Christus, o Seele meines Herrn, wo bist du? Warum habt ihr meinem Sohn die Seele geraubt, ihr grausamen Hyänen, die ihr mit Satan im Bunde seid? Warum habt ihr mich nicht mit ihm gekreuzigt? Habt ihr euch vor einem zweiten Verbrechen gefürchtet? (Die Stimme wird immer lauter und herzzerreißender.) Was hätte es schon bedeutet, eine arme Frau zu töten, für euch, die ihr euch nicht gescheut habt, den fleischgewordenen Gott zu töten? Habt ihr kein zweites Verbrechen begangen? Ist es denn nicht noch viel abscheulicher, die arme Mutter eines hingeschlachteten Sohnes überleben zu lassen?»
Die Mutter, die mit der Stimme auch das Haupt erhoben hat, neigt sich nun wieder über das erloschene Antlitz, um leise und nur für ihn zu sprechen: «Wenigstens im Grab, wenigstens hier wären wir zusammen gewesen, so wie wir bei der Agonie am Kreuz zusammen gewesen wären. Und zusammen hätten wir uns auf die Reise ins andere Leben begeben, wären wir dem anderen Leben entgegengegangen. Aber wenn ich dir auf der Reise ins andere Leben nicht folgen kann, so kann ich wenigstens hier auf dich warten.»
Sie richtet sich wieder auf und sagt laut zu den Anwesenden: «Geht alle. Ich bleibe. Schließt mich hier mit ihm ein. Ich warte auf ihn... Was sagt ihr? Das geht nicht? Warum nicht? Wenn ich tot wäre, läge ich dann nicht auch hier an seiner Seite ausgestreckt, in Erwartung der Einbalsamierung? Ich werde an seiner Seite sein, aber auf den Knien. Ich war auf den Knien, als er zart und rosig in einer Dezembernacht zu wimmern begann. Ich werde in dieser Nacht der Welt, die keinen Christus mehr hat, hier auf den Knien sein. Oh! Wahre Nacht! Das Licht ist nicht mehr! ... O eisige Nacht! Die Liebe ist tot! Was sagst du, Nikodemus? dass ich mich verunreinige? Sein Blut verunreinigt nicht. Ich habe mich auch nicht verunreinigt, als ich ihn empfangen und geboren habe. Ach, wie tratest du hervor, Blüte meines Schoßes, ohne eine Faser zu beschädigen; wie die Blüte einer duftenden Narzisse, die aus dem Herzen der mütterlichen Zwiebel entspringt und erblüht, ohne dass die Umarmung der Erde sie berührt. Jungfräuliches Erblühen, dass dem deinen gleicht, o Sohn, aus himmlischer Umarmung entstanden und geboren unter dem strahlenden Glanz des Himmels.»
Nun neigt sich die betrübte Mutter wieder über ihren Sohn, vergißt alles, was nicht er ist, und flüstert leise: «Erinnerst du dich noch, Sohn, jenes herrlichen Glanzes, der alles umgab, als dein Lächeln der Welt geboren wurde? Erinnerst du dich des beseligenden Lichtes, dass der Vater vom Himmel sandte, um das Geheimnis deines Erblühens einzuhüllen und dir diese finstere Welt weniger abstoßend erscheinen zu lassen, dir, der du das Licht warst und aus dem Licht des Vaters und des Heiligen Geistes kamst? Und nun? ... Nun ist es finster und kalt... Wie kalt! So kalt! Ich zittere. Mehr als in jener Dezembernacht. Damals erwärmte mir die Freude, dich zu haben, dass Herz. Und du hattest zwei, die dich liebten... Nun... Nun bin ich allein, und auch ich sterbe. Aber ich werde dich für zwei lieben; ich werde dich für jene lieben, die dich so wenig geliebt haben, dass sie dich im Augenblick des Schmerzes verlassen haben; ich werde dich lieben für alle, die dich gehaßt haben; für die ganze Welt werde ich dich lieben, o Sohn. Du wirst das Eis der Welt nicht fühlen. Nein, du wirst es nicht fühlen. Du hast meinen Schoß nicht geöffnet, um geboren zu werden. Aber damit du die Kälte nicht fühlst, bin ich bereit, mich zu öffnen, um dich in die Umarmung meines Schoßes zu verschließen. Erinnerst du dich noch, wie dieser Schoß dich geliebt hat, kleiner lebender Keim? ... Es ist immer noch derselbe Schoß. Oh, es ist mein Recht und meine Pflicht als Mutter. Es ist mein Wunsch. Nur die Mutter kann sie haben, kann für den Sohn eine Liebe haben, die so groß ist wie das Universum.»
Sie hat ihre Stimme nach und nach wieder erhoben und sagt nun ganz laut: «Geht. Ich bleibe. Kommt in drei Tagen wieder, dann werden wir zusammen hinausgehen. Oh, die Welt wiedersehen zu können, auf deinen Arm gestützt, mein Sohn! Wie schön wird die Welt sein im Licht deines auferstandenen Lächelns! Die bei dem Schritt ihres Herrn erbebende Welt! Die Welt zitterte, als der Tod dir die Seele entriß und der Geist aus deinem Herzen wich. Aber nun wird sie zittern... nicht mehr aus Furcht und Schrecken, sondern in einem süßen Schauer, der mir zwar unbekannt ist, den ich aber als Frau erahne: dem Schauer, der eine Jungfrau überläuft, die nach langer Abwesenheit die Schritte des zur Hochzeit eintreffenden Bräutigams vernimmt. Mehr noch: Die Welt wird von einem heiligen Schauer erfaßt werden, wie ich erschüttert wurde bis in die tiefsten Tiefen, als ich den einen und dreieinen Herrn in meinem Innern fühlte und der Wille des Vaters mit dem Feuer der Liebe den Samen schuf, aus dem du hervorgingst, o mein heiliges Kind, mein Geschöpf! Ganz mein! Ganz! Ganz der Mutter gehörend, der Mutter!... Jedes Kind hat einen Vater und eine Mutter, sogar das uneheliche hat einen Vater und eine Mutter. Du aber hast nur die Mutter gehabt, die für dich das Fleisch aus Rosen und Lilien gebildet hat, diese Stickerei der Adern, blau wie unsere Bäche von Galiläa; diese Lippen, rot wie Granatäpfel; diese Haare, die feiner und blonder sind als das Haar unserer Bergziegen; und diese Augen, zwei kleine Seen des Paradieses. Nein, vielmehr sind sie die Wasser, aus denen der einzige und vierfache Strom des Ortes der Seligkeiten hervorgeht, und er bringt mit sich in seinen vier Armen das Gold, den Onyx, dass Bdellium und das Elfenbein, und die Diamanten, die Palmen, die Rosen und unendliche Reichtümer, o Pischon, o Gichon, o Tigris, o Euphrat: du Weg der in Gott jubelnden Engel, du Weg der Könige, die dich anbeten, du Seinsgrund, der – bekannt oder unbekannt – doch der Lebendige ist und gegenwärtig selbst in den verfinstertsten Herzen! Nur deine Mutter hat dir dies alles gegeben durch ihr „Ja!'... Aus Harmonien und Liebe habe ich dich gebildet. Aus Reinheit und Gehorsam habe ich dich gebildet, o meine Freude! Was ist dein Herz? Die Flamme meines Herzens, die sich geteilt hat, um als Krone den Kuß Gottes für seine Jungfrau zu umgeben. Dies ist dein Herz. Ach! (Der Schrei ist so herzzerreißend, dass Magdalena und Johannes zu Hilfe eilen. Die anderen wagen es nicht und schauen weinend und verschleiert vom Eingang des Raumes aus zu.) Ach, sie haben dir das Herz gebrochen. Deshalb bist du so kalt, und deshalb bin ich so kalt! Du hast in dir nicht mehr die Flamme meines Herzens, und ich kann nicht mehr weiterleben ohne den Widerschein jener Flamme, die mein war und die ich dir gegeben habe, um dir ein Herz zu schaffen. Hierher, hierher, komm hierher an mein Herz! Bevor der Tod mich dahinrafft, will ich dich wärmen, will ich dich wiegen. Ich habe für dich gesungen: „Kein Haus, keine Nahrung, nichts als Schmerz.“ O welch prophetische Worte! Schmerz, Schmerz und wieder Schmerz für dich und für mich! Ich habe für dich gesungen: „Schlafe, schlafe an meinem Herzen.“ Auch jetzt, hier, hier, hier ...»
Und sie setzt sich auf den Rand des Steines und nimmt den Sohn auf ihren Schoß, legt einen seiner Arme um ihre Schultern, lehnt sein Haupt an ihre Brust, neigt das ihre auf seines, drückt ihn fest an sich und wiegt und küßt ihn, erschüttert und erschütternd!
Nikodemus und Joseph kommen näher und legen auf eine Art Sitz auf der anderen Seite des Steines Gefäße und Binden, dass reine Grabtuch und, wie mir scheint, ein Becken mit Wasser und etwas wie Wattebäusche.
Maria schaut auf und fragt laut: «Was tut ihr da? Was wollt ihr? Ihn vorbereiten? Wozu? Laßt ihn im Schoß seiner Mutter. Wenn es mir gelingt, ihn zu wärmen, wird er früher auferstehen. Wenn es mir gelingt, den Vater zu trösten und ihn zu trösten über den gottesmörderischen Haß, wird der Vater eher verzeihen und er eher zurückkehren.»
Die Schmerzenreiche ist völlig außer sich.
«Nein, ich gebe ihn euch nicht. Ich habe ihn einmal gegeben, einmal habe ich ihn der Welt gegeben, und die Welt hat ihn nicht gewollt. Sie hat ihn getötet, weil sie ihn nicht wollte. Nun gebe ich ihn nicht mehr her. Was sagt ihr? dass ihr ihn liebt? Schön. Aber warum habt ihr ihn dann nicht verteidigt? Ihr habt gewartet, um zu sagen, dass ihr ihn liebt, bis es soweit war, dass er euch nicht mehr hören konnte. Eine arme Liebe ist die eure! Aber wenn ihr die Welt schon so sehr gefürchtet habt, dass ihr nicht den Mut hattet, einen Unschuldigen zu verteidigen, hättet ihr ihn wenigstens mir zurückgeben müssen, mir, der Mutter, damit sie ihr Kind verteidigt.

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:24

Sie wußte, wer er war und was ihm gebührte. Ihr! ... Ihr habt ihn als Meister gehabt, aber ihr habt nichts gelernt. Ist dies vielleicht nicht wahr? Lüge ich etwa? Seid ihr euch nicht im klaren, dass ihr nicht an seine Auferstehung glaubt? Oder glaubt ihr daran? Nein. Warum steht ihr da und bereitet die Binden und die Salben vor? Weil ihr ihn für einen armen Toten haltet, der heute kalt ist und morgen verwesen wird. Und deshalb wollt ihr ihn einbalsamieren. Laßt eure Salben. Kommt und betet den Erlöser an mit dem reinen Herzen der Hirten von Bethlehem. Seht her, es ist nur der Schlaf des Müden, der sich ausruht. Wie sehr hat er sich in seinem Leben gemüht! Immer mehr Mühen hat er auf sich genommen! Und in diesen letzten Stunden erst! ... Nun ruht er sich aus. Für mich, für seine Mutter ist er nichts als ein großes, müdes Kind, dass schläft. Das Bett und der Raum sind armselig! Aber auch sein erstes Bett war nicht schöner und seine erste Wohnung nicht freundlicher. Die Hirten beteten den Erlöser an in seinem Schlaf als kleines Kind. Ihr sollt den Erlöser anbeten in seinem Schlaf als Sieger über Satan. Und dann geht hin, wie die Hirten, und verkündet der Welt: „Ehre sei Gott! Die Sünde ist tot! Satan ist besiegt! Frieden auf Erden und im Himmel zwischen Gott und dem Menschen!“ Bereitet die Wege für seine Rückkehr. Ich sende euch aus. Ich, die die Mutterschaft zur Priesterin des Ritus macht. Geht. Ich habe gesagt, dass ich nicht will. Ich habe ihn mit meinen Tränen gewaschen. Das genügt. Alles übrige ist nicht nötig. Und laßt euch nicht einfallen, ihn einzuwickeln. Es wird einfacher für ihn sein, aufzuerstehen, wenn ihn diese unnötigen Begräbnisbinden nicht behindern. Warum siehst du mich so an, Joseph? Und du, Nikodemus? Haben die Schrecken dieses Tages euren Verstand verdunkelt? Oder euch das Gedächtnis genommen? Erinnert ihr euch nicht mehr „Diesem bösen, ehebrecherischen Geschlecht, dass ein Zeichen fordert, wird nur das Zeichen des Jonas gegeben werden... So wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein?“ Erinnert ihr euch nicht? „Der Menschensohn wird den Menschen überliefert und getötet werden, aber am dritten Tage wird er auferstehen.“ Erinnert ihr euch nicht? „Zerstört diesen Tempel des wahren Gottes, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten?' Der Tempel war sein Leib, o Menschen. Du schüttelst das Haupt? Du bedauerst mich? Du glaubst, dass ich den Verstand verloren habe? Aber... Er, der die Toten erweckt hat, soll sich selbst nicht erwecken können? Johannes?»
«Mutter!»
«Ja, nenne mich Mutter! Ich kann nicht leben bei dem Gedanken, dass niemand mehr mich so nennen wird! Johannes, du bist dabeigewesen, als er die Tochter des Jairus und den Jüngling von Naim erweckt hat. Sie waren beide tot, nicht wahr? Oder war es etwa nur ein tiefer Schlaf? Antworte!»
«Sie waren tot. Das Mädchen seit zwei Stunden, und der Jüngling seit eineinhalb Tagen.»
«Und sie sind auf seinen Befehl hin auferstanden?»
«Ja, sie sind auf seinen Befehl hin auferstanden.»
«Habt ihr gehört? Ihr beiden, habt ihr gehört? Warum schüttelt ihr den Kopf? Wollt ihr vielleicht sagen, dass das Leben in einen jungen, unschuldigen Menschen leichter zurückkehrt? Aber mein Kind ist der Unschuldige und ewig Junge. Er ist Gott, mein Sohn...!»
Die Mutter schaut mit schmerzerfüllten und fiebrigen Augen die beiden Männer an, die betrübt, aber unbeirrbar die nunmehr mit Aromen getränkten Rollen der Bandagen zurechtlegen. Maria macht zwei Schritte. Sie hat ihren Sohn auf den Stein zurückgelegt mit der Sorgfalt, mit der man ein Neugeborenes in die Wiege legt. Nun geht sie zwei Schritte, neigt sich am Fußende des Totenbettes, wo Magdalena auf den Knien weint, faßt sie an den Schultern, schüttelt sie und ruft: «Maria, antworte! Diese beiden hier glauben, dass Jesus nicht auferstehen kann, weil er ein Mensch und an seinen Wunden gestorben ist. Aber ist denn dein Bruder nicht älter als er?»
«Ja.»
«Und war nicht sein ganzer Leib von Wunden bedeckt?»
«Ja.»
«War er nicht schon verwest, bevor er ins Grab gelegt wurde?»
«Ja.»
«Und ist er nicht nach vier Tagen der Atemlosigkeit und der Verwesung auferstanden?»
«Ja.»
«Also?»
Es folgt ein langes, bedrückendes Schweigen. Dann ein unmenschlicher Schrei. Maria wankt und führt eine Hand zum Herzen. Man will sie stützen, doch Maria weist alle zurück. Es sieht aus, als würde sie die Barmherzigen abweisen. In Wirklichkeit aber weist sie den von sich, den nur sie allein sieht. Und sie schreit: «Zurück! Zurück, du Grausamer! Nicht diese Rache! Schweige! Ich will dich nicht hören! Schweige! Ach, er trifft mich mitten ins Herz!»
«Wer, Mutter?»
«0 Johannes! Satan ist es. Satan, der sagt: „Er wird nicht auferstehen. Kein Prophet hat es gesagt.“ O allmächtiger Gott! Helft mir alle, ihr seligen Geister und ihr guten Menschen! Ich verliere den Verstand! Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Was sagen die Propheten? Was steht in den Psalmen? Oh, wer wiederholt mir die Stellen, die von meinem Jesus handeln?»
Und Maria Magdalena spricht mit ihrer vollen, schönen Stimme den Psalm Davids über das Leiden des Messias.
Die Mutter weint, von Johannes gestützt, noch stärker, und ihre Tränen fallen auf den toten Sohn, der ganz naß davon ist. Maria sieht es, trocknet ihn ab und sagt mit leiser Stimme: «So viele Tränen! Und als du so durstig warst, konnte ich dir keine einzige geben. Nun... wasche ich dich damit. Du gleichst einem von schwerem Tau bedeckten Strauch. Laß dich von deiner Mutter abtrocknen. Du hast schon so viel Bitterkeit verkostet! Auf deine Lippen sollen nicht auch die Bitterkeit und das Salz der mütterlichen Tränen fallen...!»
Dann ruft sie laut: «Maria, David sagt es nicht... Kennst du Isaias? Wiederhole mir seine Worte...»
Magdalena sagt den Abschnitt über die Passion auf und endet mit einem Schluchzen: «... er gab sein Leben in den Tod dahin und ward unter die Übeltäter gezählt. Er, der die Schuld der Welt trug und für die Sünder eintrat.»
«Oh, schweige! Nicht Tod! Nicht dem Tod dahingegeben! Nein! Nein! Oh, euer Unglaube verbündet sich mit der Versuchung durch Satan und will mir Zweifel ins Herz streuen! Sollte ich dir nicht glauben, o Sohn? Deinem heiligen Wort nicht glauben? Oh, sage es meiner Seele! Sprich! Von den fernen Ufern, zu denen du gegangen bist, um die auf dein Kommen Wartenden zu erlösen, sende die Stimme deiner Seele meiner sehnsüchtig wartenden Seele; sie ist hier, weit offen, um deine Stimme zu vernehmen. Sage deiner Mutter, dass du zurückkommst. Sage: „Am dritten Tag werde ich auferstehen.“ Ich bitte dich, Sohn und Gott! Hilf mir, meinen Glauben zu bewahren. Satan versucht, ihn zu erschüttern und zu erwürgen. Satan hat mit seinem Schlangenmaul abgelassen vom Fleisch des Menschen, da du ihm diese Beute entrissen hast, und schlägt nun seine giftigen Fangzähne in mein Herz, lähmt seinen Schlag und seine Kraft, nimmt ihm seine Wärme. Gott! Gott! Gott! Laß nicht zu, dass ich dir mißtraue. Laß nicht zu, dass der Zweifel mich erstarren läßt. Gewähre Satan nicht die Freiheit, mich in die Verzweiflung zu treiben. Sohn! Sohn! Lege mir deine Hand aufs Herz. Sie wird Satan vertreiben. Lege sie mir aufs Haupt. Sie wird mir das Licht zurückbringen. Heilige mit einem Kuß meine Lippen, damit sie stark werden und sagen: „Ich glaube“, auch gegen eine ganze Welt, die nicht glaubt. Oh, welch ein Schmerz ist es, nicht zu glauben! Vater! Denen, die nicht glauben, muss man viel verzeihen. Denn wenn man nicht mehr glaubt... wenn man nicht mehr glaubt... ist man allen Schrecknissen ausgesetzt. Ich sage es dir... ich, die ich diese Qual am eigenen Leib erfahre. Vater, habe Mitleid mit den Glaubenslosen. Gib ihnen, heiliger Vater, gib ihnen für diese dargebrachte Hostie und für mich, die Hostie, die noch dargebracht wird, gib deinen Glauben den Ungläubigen.»
Ein langes Schweigen.

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:29

Dann geben Nikodemus und Joseph, Johannes und Magdalena ein Zeichen.
«Komm, Mutter.» Magdalena hat das Wort ergriffen und versucht, Maria von ihrem Sohn wegzuführen, die Finger Jesu aus denen der Mutter zu lösen, die sie immer noch küßt und weint.
Die Mutter richtet sich feierlich auf. Ein letztes Mal streckt sie die armen, blutleeren Finger aus und legt die leblose Hand in die Seite des Leichnams. Dann läßt sie die Arme sinken, steht sehr gerade und mit leicht zurückgeneigtem Haupt und betet und opfert. Man hört kein Wort. Aber ihr ganzes Aussehen läßt erkennen, dass sie betet. Sie ist wahrlich die Priesterin am Altar, die Priesterin im Augenblick der Opferung. «Offerimus praeclarae majestati tuae de tuis donis, ac datis, hostiam puram, hostiam sanctam, hostiam immaculatam ...»
Dann wendet sie sich um: «Fangt also an. Aber er wird auferstehen. Es ist unnütz, dass ihr meinem Verstand mißtraut und taub seid für die Wahrheit, die er euch gesagt hat. Vergebens versucht Satan, meinen Glauben zu trüben. Um die Welt zu erlösen, ist auch die meinem Herzen vom besiegten Satan zugefügte Qual nötig. Ich ertrage sie und opfere sie für die zukünftigen Menschen auf. Leb wohl, Sohn! Leb wohl, mein Geschöpf! Leb wohl, mein Kind! Leb wohl... Leb wohl... Heiliger... Guter... Geliebtester und Liebenswertester... Schönheit... Freude ... Quelle des Heils... Leb wohl... Auf deine Augen... auf deine Lippen ... auf dein goldenes Haar... auf deine erkalteten Glieder... auf dein durchbohrtes Herz... oh, auf dein durchbohrtes Herz... meinen Kuß... meinen Kuß... meinen Kuß... Leb wohl... Leb wohl! ... Herr! Erbarme dich meiner!»
Jesus sagt:
«Und diese Qual hat in periodischen Anfällen bis zum Sonntagmorgen fortgedauert. Für mich gab es bei der Passion eine einzige Versuchung. Die Mutter hingegen, die Frau, musste für die Frau, die an allem Bösen schuldig war, immer wieder büßen. Und Satan hat sich auf die Siegerin mit hundertfacher Grausamkeit gestürzt. Maria hatte ihn besiegt. Deshalb wartete auf Maria die schrecklichste Versuchung. Die Versuchung des Fleisches der Mutter. Die Versuchung des Herzens der Mutter. Die Versuchung des Geistes der Mutter. Die Weit glaubt, die Erlösung sei bei meinem letzten Atemzug vollendet gewesen. Nein. Die Mutter hat sie vollendet durch die Hinzufügung ihrer dreifachen Qual, um von der dreifachen Begierlichkeit zu erlösen. Drei Tage hat sie Satan bekämpft, der sie dazu bringen wollte, mein Wort zu verleugnen und nicht an meine Auferstehung zu glauben. Maria war die einzige, die weiterhin geglaubt hat. Sie ist groß und heilig auch dieses Glaubens wegen.
Nun hast du auch dies kennengelernt. Die Qual, die das Gegenstück zur Qual meines Gethsemane ist. Die Welt wird diese Seite nicht verstehen; doch jene, „die in der Welt sind, aber nicht von der Welt, werden sie verstehen und ihre Liebe zur Schmerzensmutter wird dadurch wachsen. Dazu habe ich sie gegeben. Geh in Frieden mit unserem Segen.»
Die beiden Männer sind nun fertig mit der Vorbereitung der Binden. Sie treten an den steinernen Tisch und nehmen das Lendentuch Jesu ab. In großer Eile wischen sie die überall tropfenden Glieder ab, wie mir scheint mit einem Schwamm oder einem Leinenbausch. Dann bestreichen sie den ganzen Körper mit Salben. Sie begraben ihn geradezu unter einer dicken Schicht Salbe. Zuvor noch haben sie ihn hochgehoben und auch den steinernen Tisch gereinigt und das Grabtuch darübergebreitet, von dem mehr als die Hälfte am Kopfende hinunterhängt. Sie legen ihn auf den Bauch und salben den ganzen Rücken, die Schenkel, die Beine, die ganze Rückseite. Dann drehen sie ihn vorsichtig um und achten darauf, dass der duftende Balsam nicht abgewischt wird, und salben nun auch die Vorderseite. Zuerst den Rumpf, dann die Glieder. Sie beginnen an den Füßen und enden mit den Händen, die sie über dem Unterleib zusammenlegen. Die Salbenmischung muss klebrig wie Leim sein, denn ich sehe, dass die Hände an ihrem Platz bleiben, während sie vorher durch das Gewicht des toten Fleisches immer hinuntergerutscht sind. Die Füße nicht. Sie bleiben an ihrem Platz, der eine etwas gerader, der andere leicht gestreckt. Zum Schluß kommt das Haupt. Nachdem sie es sorgfältig gesalbt haben, so dass die Züge unter der Salbenschicht verschwinden, binden sie das Kinn auf, um den Mund geschlossen zu halten.
Maria stöhnt lauter. Dann heben sie das herunterhängende Stück des Grabtuchs auf und schlagen es über Jesus. Er verschwindet unter dem dicken Grableinen, ist nur noch eine stoffbedeckte Form.
Joseph gibt acht, dass alles richtig an seinem Platz ist, breitet noch ein Schweißtuch über das Gesicht und weitere Tücher – kurze und lange rechteckige Streifen – von rechts nach links über den Körper, die das Grabtuch eng anliegend um den Leichnam festhalten sollen. Es ist nicht die typische Bandagierung, die man von den Mumien kennt, und nicht einmal die, die ich bei der Auferstehung des Lazarus gesehen habe. Es ist nur ein Ansatz von Bandagierung.
Jesus ist nicht mehr. Auch die Gestalt löst sich auf unter den Leinentüchern. Sie gleicht einem langen Haufen weißer Tücher, schmäler an den beiden Enden und in der Mitte etwas breiter, auf dem grauen Stein. Maria weint lauter.
DIE RÜCKKEHR ZUM ABENDMAHLSAAL
Joseph von Arimathäa löscht eine der Fackeln, wirft noch einen prüfenden Blick um sich und begibt sich dann zur Öffnung des Grabes, wobei er die andere Fackel in die Höhe hält.
Maria neigt sich noch einmal, um den Sohn durch seine Bandagen hindurch zu küssen. Und sie will dabei ihren Schmerz beherrschen, eine respektvolle Haltung bewahren vor dem Leichnam, der schon einbalsamiert ist und ihr nicht mehr gehört. Doch als sie sich dem verhüllten Gesicht nähert, kann sie sich nicht mehr beherrschen und wird von einer neuen Krise der Verzweiflung überwältigt.
Nur mit Mühe gelingt es, sie aufzuheben, und mit noch größerer Mühe führen sie sie fort vom Totenbett. Sie bringen die durcheinandergeratenen Tücher wieder in Ordnung und müssen die arme Mutter mehr forttragen als stützen, während sie zurückblickt, um ihren Jesus zu sehen, noch einmal zu sehen, der dort im Dunkel des Grabes allein zurückbleibt.
Im Abendschein verlassen sie den stillen Garten. Das schwache Tageslicht, dass nach der Tragödie von Golgotha wiedergekehrt ist, weicht nun der einbrechenden Nacht. Und hier, unter dem dichten Geäst – das noch keine Blätter und gerade erst die noch nicht erblühten rosaroten und weißen Apfelknospen trägt, die sich in diesem Garten des Joseph so seltsam verspätet haben, während sie anderswo längst in voller Blüte stehen oder sogar schon befruchtet und zu winzigen Äpfelchen geworden sind – hier ist es noch dunkler als draußen.

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:30

Der schwere Stein wird vor das Grab gewälzt. Lange Zweige eines zerzausten Rosenbusches hängen von der Höhe der Höhle auf den Boden und scheinen an die steinerne Pforte zu klopfen und zu sagen: «Warum verschließt du dich vor einer Mutter, die weint?» Und auch sie scheinen blutige Tränen zu weinen mit ihren roten, abfallenden Blütenblättchen, mit ihren Blüten, die sich über den dunklen Stein legen, mit ihren verschlossenen Knospen, die an das unerbittliche Tor pochen. Doch bald benetzen andere Tränen und anderes Blut dieses Tor des Todes.
Maria, die Johannes bisher gestützt und deren Schluchzen sich ziemlich beruhigt hat, macht sich von dem Apostel los und wirft sich mit einem Schrei, der, glaube ich, sogar die Gewächse in ihrem Innersten erzittern läßt, auf die Tür, hängt sich an einen Vorsprung und will sie zur Seite schieben. Sie reibt sich die Finger wund und zerbricht sich die Nägel, ohne etwas zu erreichen, und stemmt sogar den Kopf gegen den rauhen Vorsprung. Und ihr Stöhnen erinnert an das Brüllen einer Löwin, die sich vor der Falle, in der ihre Jungen gefangen sind, in ihrer mitleidigen, wilden Mutterliebe verzehrt.
Sie hat nichts mehr von der sanftmütigen Jungfrau von Nazareth, von der geduldigen Frau, als die man sie bisher kannte. Sie ist die Mutter. Ganz einfach die Mutter, die mit allen Fasern und Nerven des Fleisches und der Liebe an ihrem Geschöpf hängt. Sie ist die wahre «Besitzerin» dieses Fleisches, dass sie geboren hat, die einzige Besitzerin nach Gott, und sie duldet nicht, dass man sie dieses Eigentums beraubt. Sie ist die «Königin», die ihre Krone verteidigt: den Sohn, den Sohn, den Sohn.
Alle Auflehnung und aller Widerstand, die jede andere Frau in dreiunddreißig Jahren gegen die Ungerechtigkeit der Welt gegenüber ihrem Kind gezeigt hätte, alle heilige und erlaubte Wildheit, mit der sich jede andere Mutter während dieser letzten Stunden gegen die Mörder ihres Sohnes gewandt hätte, um sie mit Händen und Zähnen zu verletzten und zu töten, all das, was sie aus Liebe zum Menschengeschlecht immer bezähmt hat, rührt sich nun in ihrem Herzen und kocht in ihrem Blut. Aber selbst in diesem Schmerz, der sie fast den Verstand verlieren läßt, verwünscht sie nicht und lehnt sich nicht auf, sondern fleht nur den Stein an, sich zu öffnen und ihr den Weg freizugeben; denn ihr Platz ist dort drinnen, wo er ist. Sie bittet nur die Menschen, die unbarmherzig in ihrer Barmherzigkeit sind, ihr zu gehorchen und zu öffnen.
Nachdem sie sich Lippen und Hände an dem unnachgiebigen Stein verletzt und blutig geschlagen hat, wendet sie sich um, lehnt sich mit ausgebreiteten Armen an, hält dabei die beiden Ränder des Steines fest und befiehlt mit der furchterregenden Würde der Mater Dolorosa: «Öffnet! Ihr wollt nicht? Gut, dann bleibe ich hier. Nicht drinnen? Hier draußen also. Hier ist mein Brot und mein Lager. Hier ist meine Bleibe. Ich habe kein anderes Haus mehr und kein anderes Ziel. Geht nur. Geht zurück in die Welt, die ein Abscheu ist. Ich bleibe hier, wo es keine Begierde und keinen Blutgeruch gibt.»
«Du kannst nicht, Frau!»
«Du kannst nicht, Mutter!»
«Du kannst nicht, Maria, Liebe!»
Sie versuchen, ihre Hände vom Fels zu lösen und sind verängstigt durch diese Augen, deren Blitzen, dass sie hart, beherrschend, gläsern und phosphoreszierend macht, sie noch nicht kennen.

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:31

Die Sanftmütigen sind nicht herrschsüchtig, und die Demütigen können nicht im Hochmut verharren... Und bei Maria legt sich die Heftigkeit des Wollens und das Befehlende sofort. Sie bekommt wieder den sanften Blick der gequälten Taube, verliert den gebietenden Ausdruck, beugt sich wieder flehend vor und bittet mit gefalteten Händen: «Oh, laßt mich doch! Um eurer Toten willen, um deretwillen, die ihr unter den Lebenden liebt, habt Erbarmen mit einer armen Mutter! ... Hört... hört mein Herz. Es braucht Frieden, damit dieses grausame Klopfen aufhört. Dort oben, auf dem Kalvarienberg, hat es begonnen, so zu klopfen. Der Hammer ging bumm, bumm, bumm... und jeder Schlag verletzte mein Kind... und drang mir ins Hirn und ins Herz... Und mein Kopf ist voll von diesen Schlägen, und das Herz schlägt rasch, wie der Hammer auf die Hände und auf die Füße meines Jesus, meines kleinen Jesus... Mein Kind! Mein Kind...!»
Der ganze Schmerz kehrt wieder, nachdem er sich bei dem Gebet zum Vater am Tisch der Einbalsamierung beruhigt zu haben schien. Alle weinen.
«Ich kann keine Schreie und keine Schläge mehr hören. Und die Welt ist voller Stimmen und Geräusche. Jede Stimme ist für mich „der große Schrei“, der mir das Blut in den Adern gerinnen ließ, und jedes Geräusch ist für mich wie ein Hammerschlag auf den Nagel. Ich kann keine Menschengesichter mehr sehen. Und die Welt ist voller Gesichter... Seit fast zwölf Stunden sehe ich nur Mördergesichter... Judas... die Henker... die Priester... die Juden... Alle, alle Mörder! ... Weg! Weg! Ich will niemanden mehr sehen... In jedem Menschen steckt ein Wolf und eine Schlange. Ich empfinde Angst und Abscheu vor den Menschen... Laßt mich hier, unter diesen ruhigen Bäumen, auf diesem blühenden Rasen... Bald werden die Sterne erscheinen... Sie sind immer seine Freunde und meine Freunde gewesen... Gestern abend haben sie uns Gesellschaft geleistet in unserer einsamen Todesangst... Sie wissen so viele Dinge... Sie kommen von Gott! ... Oh! Gott! Gott!» Sie weint und kniet nieder. «Frieden, mein Gott. Ich habe nur noch dich!»
«Komm, Kind. Gott wird dir Frieden schenken. Aber komm. Morgen ist der Passahsabbat. Wir können nicht herkommen und dir Speisen bringen.»
«Nichts! Nichts! Ich will keine Speisen! Ich will meinen Sohn! Ich nähre mich von meinem Schmerz und stille meinen Durst mit den Tränen... Da... Hört ihr, wie das Käuzchen klagt? Es weint mit mir, und bald werden auch die Nachtigallen klagen. Und morgen bei Sonnenaufgang werden die Lerchen und die Schwarzköpfchen klagen und alle Vögel, die er liebgehabt hat; und die Turteltauben werden mit mir an diesen Fels klopfen und sagen: „Steh auf, mein Geliebter, und komm! Mein Geliebter, der du ruhst in felsigen Klüften, im Versteck am Felsensteig, laß mich dein Antlitz sehen, laß mich deine Stimme hören.“ Ach, was sage ich! Auch sie, auch sie, die tückischen Mörder, haben ihm die Worte des Hohenliedes zugerufen! Ja, kommt, ihr Töchter Jerusalems, und schaut den König mit der Krone, mit der sein Vaterland ihn krönte am Tag seiner Hochzeit mit dem Tod, am Tag seines Sieges als Erlöser!»
«Schau, Maria! Die Tempelwachen kommen. Komm, damit sie dich nicht schmähen.»
«Die Tempelwachen? Mich schmähen? Nein, sie sind feige. Feige sind sie. Und wenn ich, furchtbar in meinem Schmerz, auf sie zugehen würde, dann würden sie fliehen wie Satan vor Gott. Aber ich vergesse nicht, dass ich Maria bin... und ich werde mich nicht an ihnen rächen, wie es mein Recht wäre. Ich werde gut sein... Sie werden mich nicht einmal sehen. Und wenn sie mich sehen und mich fragen: „Was willst du hier?“, dann werde ich antworten: „Das Almosen, die balsamgetränkte Luft atmen zu dürfen, die aus diesem Spalt dringt.“ Ich werde sagen: „Im Namen eurer Mutter.“ Alle haben eine Mutter... Auch der reuige Schächer hat es gesagt...»
«Aber diese sind schlimmer als Räuber. Sie werden dich beschimpfen.»
«Oh, gibt es denn eine Schmähung, die ich noch nicht kenne nach den heutigen?»
Es ist Magdalena, die einen Grund findet, der überzeugend genug ist, die Schmerzenreiche zum Gehorsam zu bewegen. «Du bist gut, heilig bist du, und glaube es nur, du bist auch stark. Aber wir, was sind wir? ... Du siehst es! Die meisten sind weggelaufen. Die Übriggebliebenen fürchten sich. Der Zweifel, der schon in uns wühlt, würde uns aufgeben lassen. Du bist die Mutter. Du hast nicht nur Rechte und Pflichten deinem Sohn gegenüber, sondern auch Pflichten und Rechte gegenüber dem Eigentum deines Sohnes. Du musst mit uns zurückkehren, unter uns zurückkehren, um uns zu sammeln, uns gewissheit zu geben, um uns deinen Glauben einzuflößen. Du selbst hast doch gesagt, nach deinem gerechten Tadel unserer Furchtsamkeit und unseres mangelnden Glaubens: „Es wird einfacher für ihn sein aufzuerstehen, wenn ihn diese unnötigen Binden nicht behindern.“ Ich sage dir: Wenn es uns gelingt, uns im Glauben an seine Auferstehung zu vereinen, wird er um so rascher auferstehen. Wir würden ihn durch unsere Liebe erwecken... Mutter, Mutter meines Erlösers, komm mit uns. Komm mit uns, du, die Geliebte Gottes, um uns diese deine Liebe zu schenken. Willst du vielleicht, dass die arme Maria Magdalena erneut verlorengeht, nachdem er sie in seiner großen Barmherzigkeit gerettet hat?»
«Nein, er würde mich tadeln. Du hast recht. Ich muss zurückkehren... die Apostel suchen... die Jünger... die Verwandten... alle... sagen... ihnen sagen: „Glaubt... Er verzeiht euch...“ Wem habe ich dies schon gesagt? ... Ach! Dem Iskariot... Man muss... ja, man muss auch ihn suchen... denn er ist der größte Sünder...» Maria läßt das Haupt auf die Brust sinken, zitternd vor Abscheu, und sagt dann: «Johannes, du wirst ihn suchen. Und wirst ihn zu mir bringen. Du musst es tun. Und ich muss es tun. Vater, auch dies soll geschehen, damit die Menschheit erlöst werde. Gehen wir.»
Sie steht auf. Alle verlassen den halbdunklen Garten. Die Wachen sehen sie hinausgehen, sagen aber kein Wort.
Die staubige und durch die Füße, Steine und Knüttel der Volksmengen aufgewühlte Straße macht einen Bogen um den Kalvarienberg und führt zur Hauptstraße, die parallel zur Stadtmauer verläuft. Hier sind die Spuren des Vorgefallenen noch deutlicher. Zweimal schreit Maria auf und bückt sich, um bei dem schwachen Licht den Boden genauer zu betrachten, denn sie meint, Blut zu sehen, und glaubt, dass es von ihrem Jesus stammen könnte. Aber es sind nur Fetzen von zerrissenen Stoffen, die bei dem Durcheinander der Flucht dort liegengeblieben sind, wie mir scheint.
Das Bächlein, dass längs der Straße verläuft, murmelt leise in dem großen Schweigen, dass über allem liegt. Die Stadt scheint verlassen, so still ist es. Hier ist die kleine Brücke, die zum steilen Weg auf den Kalvarienberg führt. Und ihm gegenüber liegt das Gerichtstor. Bevor sie durch dieses Tor verschwinden, wendet sich Maria noch einmal um, um den Gipfel des Kalvarienberges zu sehen... und weint untröstlich. Dann sagt sie: «Gehen wir. Doch ihr müßt mich führen. Ich will Jerusalem mit seinen Straßen und Bewohnern nicht sehen.»

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:32

«Ja, ja. Aber beeilen wir uns. Sie sind schon dabei, die Tore zu schließen, siehst du? Und die Torwachen sind verstärkt worden. Rom fürchtet Aufruhr.»
«Da haben sie nicht unrecht. Jerusalem ist eine Tigerhöhle. Ein Volk von Mördern! Eine Räuberbande. Nicht nur nach Hab und Gut, sondern nach dem Leben strecken diese Übeltäter ihre räuberischen Klauen aus. Seit dreiunddreißig Jahren trachten sie nach dem Leben meines Kindes... Es war ein Lämmlein aus Milch und Rosen, ein Lämmlein mit goldenen Locken... Kaum konnte es „Mama“ sagen, die ersten Schrittchen machen und mit wenigen Zähnchen zwischen den Korallenlippen lächeln, kamen sie schon, um es zu töten... Nun sagen sie, dass er Gott gelästert, den Sabbat geschändet und zum Widerstand aufgerufen hat, dass er nach dem Thron getrachtet und mit Frauen gesündigt hat... Aber damals, was hatte er da getan? Welche Gotteslästerung konnte er ausgesprochen haben, als er noch kaum die Mama rufen konnte? Wie hätte er das Gesetz übertreten können, da er, der Ewig-Unschuldige, noch ein kleines unschuldiges Menschenkind war? Welchen Aufstand hätte er anzetteln können, da er nicht zum geringsten Ungehorsam fähig war! Nach welchem Thron hätte er trachten sollen? Er hatte seinen Thron auf Erden und im Himmel und verlangte nach keinem anderen: Im Himmel hatte er den Schoß des Vaters und auf der Erde meinen Schoß. Nie hat er Augen für Sinnliches gehabt, und ihr, ihr schönen, jungen Frauen, könnt es bezeugen. Aber damals... damals... beschränkte sich seine Sinnlichkeit auf das Bedürfnis nach Wärme und Nahrung, und er liebelte, ja, aber mit meiner warmen Brust, um sein Gesichtlein daran zu schmiegen und so zu schlafen an dem runden Kissen, aus dem meine Liebe als Milch floß...
Oh, mein Kind! Und sie wollten dich tot! Das Leben wollten sie dir nehmen! Deinen einzigen Besitz! Die Mutter dem Sohn und den Sohn der Mutter wollten sie nehmen, um uns zu den Elendsten und Unglücklichsten des Universums zu machen. Warum dem Lebendigen das Leben nehmen? Warum sich das Recht anmaßen, diesen Besitz, dass Leben, zu entreißen: das Gut der Blume und des Tieres, und das Gut des Menschen? Mein Jesus verlangte nichts von euch. Weder Geld, noch Schmuck, noch Häuser. Ein Haus hatte er, klein und heilig, und er verließ es aus Liebe zu euch menschlichen Hyänen. Auf das, was das Tierjunge besitzt, hat er euretwegen verzichtet; er ist arm und allein durch die Welt gezogen, ohne das Bett, dass der Gerechte für ihn gemacht hatte, ohne das Brot, dass die Mutter für ihn bereitete, und er hat geschlafen und gegessen, wo und wie er konnte. In den Häusern der Guten, wie jedes Menschenkind, oder auf dem Graslager der Wiesen, bewacht von den Sternen. An einem Tisch sitzend oder mit den Vöglein Gottes die Körner und die Früchte der wilden Brombeere teilend. Und er hat nichts von euch verlangt. Im Gegenteil, er hat euch beschenkt. Er wollte nur sein Leben, um euch durch sein Wort das Leben zu geben. Und ihr, und du, Jerusalem, ihr habt ihm das Leben geraubt. Bist du nun gesättigt von seinem Fleisch, und hast du nun deinen Durst gestillt an seinem Blut? Oder hast du noch nicht genug? Willst du dich als Hyäne – nachdem du Vampir und Geier warst – nun an seinem Leichnam weiden? Hast du noch nicht genügend geschmäht und gequält, und willst du ihm nun noch mehr antun und dich ergötzen, indem du seine sterbliche Hülle entehrst und noch einmal seine Krämpfe, sein Zittern, seine Tränen und Zuckungen bei mir, bei der Mutter des Getöteten betrachtest? ... Sind wir schon angekommen? Warum bleibt ihr stehen? Was will dieser Mann von Joseph? Was sagt er?»
Joseph ist in der Tat von einem der seltenen Vorübergehenden aufgehalten worden, und in der absoluten Stille der verlassenen Stadt kann man ihre Worte sehr gut verstehen.
«Es ist bekannt, dass du das Haus des Pilatus betreten hast. Du entweihst das Gesetz. Du wirst Rechenschaft ablegen müssen, und es ist dir nicht erlaubt, am Passahfest teilzunehmen. Du hast dich verunreinigt.»
«Auch du, Elchias. Du hast mich berührt, und ich bin voll vom Blut des Christus und seinem Todesschweiß.»
«Wie schrecklich! Fort! Fort! Dieses Blut, fort!»
«Habe keine Angst, es hat dich schon verlassen. Und verflucht.»
«Auch du bist verflucht. Und glaube nur nicht, nun da du mit Pilatus liebäugelst, dass du den Leichnam unterschlagen kannst. Wir haben vorgesorgt, und das Spiel wird ein Ende haben.»
Nikodemus hat sich langsam genähert, während die Frauen mit Johannes sich an ein tief in der Mauer liegendes, verschlossenes Tor drücken.
«Wir haben es gesehen», antwortet Joseph. «Ihr Feiglinge! Ihr habt sogar vor einem Toten Angst! Aber in meinem Garten und mit meinem Grab mache ich, was ich will.»
«Wir werden sehen.»
«Wir werden sehen. Ich werde mich an Pilatus wenden.»
«Ja, treibe jetzt nur Unzucht mit Rom!»
Nikodemus tritt vor: «Besser mit Rom als mit Teufeln wie euch, ihr Gottesmörder! Und übrigens, sag einmal: Wie kommt es, dass du schon wieder die Stimme erhebst? Eben erst bist du voller Schrecken geflohen. Ist schon wieder alles vorbei? Hat dir das noch nicht gereicht? Ist keines deiner Häuser abgebrannt? Zittere! Die Strafe ist noch nicht vorüber, sie kommt erst. Wie die Nemesis der Heiden schwebt sie über dir. Weder Wachen noch Siegel werden den Rächer hindern, zu erscheinen und zu bestrafen.»
«Verfluchter!» Elchias flieht und stößt mit den Frauen zusammen. Er erkennt sie und schleudert Maria ein furchtbares Schimpfwort ins Gesicht.
Johannes sagt kein Wort. Mit einem Panthersprung stürzt er sich auf ihn und wirft ihn zu Boden, hält ihn mit den Knien nieder, drückt ihm den Hals zu und sagt: «Bitte sie um Verzeihung, oder ich bringe dich um, du Teufel!» Und er läßt ihn nicht los, bis der andere, von den Händen des Johannes gedrückt und halb erwürgt, krächzt: «Verzeihung.»
Aber sein Schrei hat die Aufmerksamkeit der Militärstreife auf sie gezogen. «Halt! Was geschieht hier? Neuer Aufruhr? Steht alle, oder wir schlagen zu. Wer seid ihr?»
«Joseph von Arimathäa und Nikodemus. Wir hatten die Erlaubnis des Prokonsuls zur Beisetzung des getöteten Nazareners und befinden uns auf dem Rückweg vom Grab mit der Mutter, dem Sohn, den Verwandten und Freunden. Dieser hier hat die Mutter beleidigt und ist gezwungen worden, sich zu entschuldigen.»
«Nur das? Ihr hättet ihn umbringen sollen. Geht weiter. Soldaten, nehmt diesen dort fest. Was wollen diese Blutsauger denn noch? Das Herz der Mütter? Salve, ihr Juden.»
«Wie schrecklich! Das sind doch keine Menschen mehr... Johannes, sei gut zu ihnen. Denke an meinen und deinen Jesus. Er hat Vergebung gepredigt.»
«Mutter, du hast recht. Aber sie sind Verbrecher, und sie bringen mich um den Verstand. Sie sind Gotteslästerer, und sie beleidigen dich. Das kann ich nicht erlauben.»
«Ja, sie sind Verbrecher. Und sie wissen, dass sie es sind. Sieh, wie wenige von ihnen auf den Straßen sind. Und diese wenigen stehlen sich heimlich davon. Nach dem Verbrechen haben die Verbrecher Angst. Es ist schrecklich für mich, sie so fliehen zu sehen; zu sehen, wie sie sich aus Angst in ihren Häusern einsperren. Ich fühle, dass sie alle des Gottesmordes schuldig sind. Schau dort, Maria, der Alte. Er steht schon mit einem Fuß im Grab, und doch glaube ich, nun da er die Tür öffnet und das Licht auf ihn fällt, ihn gesehen zu haben, als er auf dem Kalvarienberg vorüberging und meinen Jesus anklagte... Er nannte ihn einen Räuber... Einen Räuber, meinen Jesus! ... Und dieser Jüngling, noch ein halbes Kind, hat unflätig gelästert und das Blut über sich herabgerufen... Oh, der Unglückliche! ... Und der Mann dort? Stark und kräftig wie er ist, wird er sich gewiss nicht zurückgehalten und ihn geschlagen haben. Oh, ich will nichts sehen. Hinter ihren eigentlichen Gesichtern, erkennt man das Gesicht der Seelen und... und sie gleichen nicht mehr Menschen, sondern Dämonen ... So mutig waren sie im Angesicht des Gefesselten, des Gekreuzigten ... Und nun fliehen sie, verbergen sich, schließen sich ein und haben Angst. Sie haben Angst. Vor wem? Vor einem Toten. Für sie ist er ja nichts als ein Toter, da sie leugnen, dass er Gott ist. Wovor haben sie also Angst? Vor wem verschließen sie die Türen? Vor den Gewissensbissen. Vor der Bestrafung. Doch es nützt nichts. Die Gewissensbisse sind in euch. Und sie werden euch in alle Ewigkeit verfolgen. Und die Strafe wird keine menschliche sein. Schlösser und Prügel, Türen und Barrikaden helfen nichts gegen sie. Sie kommt vom Himmel, von Gott, dem Rächer des Geopferten, und dringt durch Mauern und Türen, und mit ihrer himmlischen Flamme zeichnet sie euch für die übernatürliche Strafe, die euch erwartet. Die Welt wird zu Christus kommen, zum Sohn Gottes und meinem Sohn, sie wird zu dem kommen, den ihr durchbohrt habt, aber ihr werdet auf ewig die Gezeichneten, die Kaine eines Gottes sein und als Abschaum des menschlichen Geschlechtes gebrandmarkt sein. Ich, die ich aus euch geboren bin, ich, die ich die Mutter aller bin, muss sagen, dass ihr euch mir, eurer Tochter, gegenüber schlimmer als Stiefväter benommen habt, und dass ihr in der unbegrenzten Zahl meiner Kinder diejenigen seid, die es mir am schwersten machen, sie aufzunehmen; denn ihr seid mit dem Verbrechen an meinem Kind besudelt. Und ihr bereut es auch nicht und sagt nicht: „Du warst der Messias. Wir anerkennen dich und beten dich an.“ Da kommt eine zweite römische Militärstreife. Die Liebe ist nicht mehr auf der Erde. Der Friede ist nicht mehr unter den Menschen. Und der Haß und der Krieg flammen auf wie diese rauchenden Fackeln. Die Herrschenden haben Angst vor der aufgebrachten Menge. Sie wissen aus Erfahrung, dass die Bestie Mensch, wenn sie Blut gerochen hat, mordgierig wird... Aber fürchtet euch nicht vor diesen. Sie sind weder Löwen noch Panther, sie sind feige Hyänen. Sie überfallen nur das wehrlose Lamm. Aber sie fürchten den mit Lanzen und Autorität bewaffneten Löwen. Fürchtet nicht diese schleichenden Schakale. Euer eisenklirrender Schritt treibt sie in die Flucht, und das Aufblitzen eurer Lanzen läßt sie zahmer als Kaninchen werden. Diese Lanzen! Eine hat das Herz meines Sohnes geöffnet! Welche von ihnen? Sie zu sehen, durchbohrt mein Herz... Und doch möchte ich sie alle in meine zitternden Hände nehmen, um die zu finden, an der noch Blut klebt, und zu sagen: „Diese ist es! Gib sie mir, Soldat! Gib sie der Mutter im Gedanken an deine ferne Mutter, und ich werde für dich und für sie beten.“ Kein Soldat würde sie mir verweigern; denn sie, die Krieger, waren die Besten angesichts des Todeskampfes des Sohnes und der Mutter! Oh, warum habe ich dort oben nicht daran gedacht? Ich war, als hätte man mich auf den Kopf geschlagen. Ich war betäubt von den Hammerschlägen... Oh, diese Schläge! Wer entfernt sie aus meinem armen Kopf, hier, damit ich sie nicht mehr fühle? Die Lanze... Wie gerne möchte ich sie haben...»

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:32

«Wir können sie suchen, Mutter. Mir scheint, der Hauptmann ist sehr gut zu uns gewesen. Ich denke, er wird sie uns nicht verweigern. Morgen gehe ich zu ihm.»
«Ja, ja, Johannes. Ich bin arm. Ich habe nur wenig Geld. Aber ich gebe alles her bis zum letzten Heller, um dieses Eisen zu erhalten... Warum habe ich nicht sofort darum gebeten?»
«Maria, Teuerste, keiner von uns hat von dieser Wunde gewußt... Als du sie entdeckt hast, waren die Soldaten schon gegangen.»
«Das ist wahr... Ich bin ganz benommen vor Schmerz. Und die Kleider? Ich habe nichts von seinen Sachen! Ich würde mein Blut geben, um sie zu bekommen ...» Maria weint wieder ganz untröstlich.
Und so erreichen sie die Straße, in der sich der Abendmahlsaal befindet. Es ist höchste Zeit, denn sie ist erschöpft und schleppt sich wie eine hinfällige Greisin vorwärts. Und sie sagt es auch.
«Nur Mut! Wir sind schon da.»
«Schon da? So kurz ist der Weg, der mir heute morgen endlos erschien? Heute morgen? Ist es wirklich heute morgen gewesen? Nicht früher? Wie viele Stunden oder wie viele Jahrhunderte sind vergangen, seit ich gestern abend hier eingetreten und heute früh von hier fortgegangen bin? Bin ich es wirklich, die fünfzigjährige Mutter, oder bin ich eine hundertjährige Alte, eine noch ältere Frau mit hunderten von Jahren auf dem gebeugten Rücken und auf dem ergrauten Haupt? Es scheint mir, dass ich allen Schmerz der Welt erlitten habe und dass aller Schmerz auf meinen Schultern lastet und sie beugt unter seinem Gewicht. Kein materielles Kreuz, aber so schwer! Ein Kreuz aus Stein. Vielleicht noch schwerer als das meines Jesus. Denn ich trage das meine und das seine mit der Erinnerung an seine Qualen und der Wirklichkeit meiner Qualen. Gehen wir hinein. Denn wir müssen hineingehen. Aber es wird kein Trost sein, sondern nur Vermehrung der Qual. Durch diese Tür ist mein Sohn eingetreten zu seiner letzten Mahlzeit. Und durch diese Tür ist er hinausgegangen, um dem Tod entgegenzugehen. Und er musste seinen Fuß in die Fußstapfen seines Verräters setzen, der hinausgegangen war, um die Häscher des Unschuldigen zu rufen. An dieser Tür habe ich Judas gesehen... Judas habe ich gesehen! Und ich habe ihn nicht verflucht, sondern habe als betrübte Mutter zu ihm gesprochen. Betrübt wegen des guten und wegen des bösen Sohnes... Ich habe Judas gesehen! Den Satan habe ich in ihm gesehen! Ich, die ich immer Luzifer unter meiner Ferse zertreten, die Augen zu Gott erhoben und nie den Blick zu ihm gesenkt habe, ich habe sein Gesicht erkannt, als ich den Verräter ansah. Ich habe mit Satan gesprochen... Und er ist geflohen, denn er kann meine Stimme nicht ertragen. Ob er nun aus ihm ausgefahren ist? So dass ich mit diesem Toten reden und – ich, die Gebärerin – ihn durch das Blut eines Gottes erneut empfangen und der Gnade gebären kann? Johannes, schwöre mir, dass du ihn suchen und nicht grausam zu ihm sein wirst. Ich bin es nicht, obwohl ich ein Recht dazu hätte... Oh, laßt mich in den Saal hineingehen, in dem mein Sohn sein letztes Mahl eingenommen hat; in dem mein Kind seine letzten Worte in Frieden gesprochen hat.»
«Ja, wir werden hineingehen. Aber nun, sieh, komm hier herein, wo wir gestern waren. Ruhe dich aus. Verabschiede dich von Joseph und Nikodemus, die sich zurückziehen.»
«Ich will mich verabschieden, ja. Oh, ich grüße sie. Ich danke ihnen. Ich segne sie!»
«Aber komm, komm. Dort kannst du es mit mehr Ruhe tun.»
«Nein, hier. Joseph... Oh, ich habe niemanden dieses Namens kennengelernt, der mich nicht geliebt hätte...»
Maria des Alphäus bricht in heftiges Weinen aus.
«Weine nicht... Auch Joseph... Dein Sohn hat nur aus Liebe gefehlt. Er wollte mir auf menschliche Weise Frieden verschaffen... Aber heute! ... Du hast es gesehen... Oh, alle, die Joseph heißen, sind gut zu Maria ... Joseph, ich danke dir. Und auch dir, Nikodemus. Mein Herz wirft sich zu euren Füßen nieder, die müde sind, weil ihr seinetwegen so viel gegangen seid... um ihm die letzten Ehren zu erweisen... Ich habe nichts als mein Herz, um es euch zu geben... Und ich gebe es euch, ihr treuen Freunde meines Sohnes... und... und verzeiht der armen Mutter, was sie euch am Grab gesagt hat.»
«Oh, Heilige! Du musst verzeihen!» sagt Nikodemus.
«Sei nun brav. Ruhe dich aus in deinem Glauben. Morgen werden wir wiederkommen», fügt Joseph hinzu.
«Ja, wir werden kommen. Wir stehen dir zu Diensten.»
«Morgen ist Sabbat», bemerkt die Hausherrin.
«Der Sabbat ist tot. Wir werden kommen. Leb wohl. Der Herr sei mit euch.» Und sie gehen.
«Komm, Maria.»
«Ja, Mutter, komm.»

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:34

«Nein, macht auf. Ihr habt mir versprochen, es zu tun nach der Verabschiedung. Öffnet mir diese Türe! Ihr könnt das einer Mutter nicht verwehren. Einer Mutter, die in der Luft den Duft des Atems, des Körpers ihres Kindes riechen möchte. Wißt ihr denn nicht, dass ich ihm den Atem und den Leib gegeben habe? Ich, die ihn neun Monate getragen und dann geboren, genährt, aufgezogen und gepflegt habe? Dieser Atem gehört mir! Dieser Duft des Körpers gehört mir! Laßt ihn mich noch einmal einatmen.»
«Aber ja, Liebste. Morgen. Jetzt bist du müde. Du glühst vor Fieber. Jetzt kannst du nicht. Es geht dir schlecht.»
«Ja, schlecht. Aber nur, weil ich sein Blut immer vor Augen habe und den Geruch seines verwundeten Körpers rieche. Laßt mich den Tisch sehen, an dem er lebend und gesund gesessen ist, damit ich den Duft seines jugendlichen Körpers rieche. Öffnet! Begrabt ihn mir nicht ein drittes Mal! Ihr habt ihn mir schon unter dem Balsam und den Binden verborgen; dann habt ihr ihn mit einem Stein eingeschlossen. Warum, warum wollt ihr jetzt einer Mutter verweigern, die letzte Spur von ihm in dem Atem zu finden, den er hinter dieser Tür hinterlassen hat? Laßt mich hinein. Ich werde am Boden, auf dem Tisch und auf den Sitzen die Spuren seiner Füße und seiner Hände suchen. Und ich werde sie küssen, sie immer wieder küssen, bis meine Lippen wund werden. Ich werde suchen, suchen... Vielleicht finde ich ein Haar seines blonden Hauptes. Ein Haar, an dem kein Blut klebt. Wißt ihr überhaupt, was ein Haar des Sohnes für eine Mutter ist? Du, Maria des Kleophas, und du, Salome, ihr seid Mütter. Und ihr begreift das nicht? Johannes! Johannes! Höre mich an. Ich bin deine Mutter. Er hat mich dazu gemacht. Er! Du bist mir Gehorsam schuldig. Öffne! Ich liebe dich, Johannes. Ich habe dich immer geliebt, denn du hast ihn geliebt. Ich werde dich noch mehr lieben. Aber öffne! Mach auf, sage ich! Du willst nicht? Du willst nicht? Dann habe ich also keinen Sohn mehr? Jesus hat mir nie etwas verweigert, denn er war mein Sohn. Du verweigerst es mir. Du bist es also nicht. Du verstehst meinen Schmerz nicht... Oh, Johannes! Verzeih, verzeih... Öffne... Weine nicht... Öffne... Oh, Jesus! Jesus! ... Höre mich an... Dein Geist möge ein Wunder wirken! Öffne du deiner Mutter diese Tür, die keiner aufmachen will. Jesus! Jesus!»
Maria schlägt mit den zu Fäusten geballten Händen an die wohlverschlossene Tür. Sie ist außer sich vor Schmerz. Bis sie schließlich erbleicht und flüstert: «Oh, mein Jesus, ich komme! Ich komme!» Sie fällt kraftlos in die Arme der weinenden Frauen, die sie auffangen, um zu verhindern, dass sie an der Schwelle der Tür zusammenbricht, und sie in das Zimmer gegenüber tragen.
673. DIE NACHT DES KARFREITAGS
Maria kommt mit Hilfe der weinenden Frauen wieder zu sich und weint, hat nur noch die Kraft, zu weinen und weinen. Es scheint wirklich, dass ihr Leben sie in diesen Tränen verläßt und sich verbraucht.
Die Frauen wollen ihr eine Erfrischung reichen. Martha bietet ihr etwas Wein an. Die Hausherrin möchte, dass Maria wenigstens etwas Honig zu sich nimmt. Maria des Alphäus kniet vor ihr nieder, bietet ihr eine Schale lauwarmer Milch an und sagt: «Ich selbst habe die Ziege der kleinen Rachel gemolken» (anscheinend die Tochter der Bewohner dieses Hauses des Lazarus, von denen ich nicht weiß, ob sie Mieter oder Verwalter sind). Aber Maria will nichts. Sie will nur weinen, nur weinen... Und bitten und das Versprechen hören, dass die Apostel und die Jünger gesucht werden, dass die Lanze und die Kleider gesucht werden und dass sie, sobald der Tag angebrochen ist, in den Abendmahlsaal gehen darf, da man es ihr jetzt nicht erlauben will.
«Ja. Wenn du dich etwas beruhigst, wenn du dich etwas ausruhst, gehe ich mit dir hinein», sagt die Schwägerin. «Wir werden hineingehen, und ich werde dir auf den Knien jede kleinste Spur von Jesus suchen...» und Maria des Alphäus schluchzt. «Aber siehst du? Hier hast du den Kelch und das von ihm gebrochene Brot, dass er für die Eucharistie verwendet hat. Gibt es heiligere Andenken? Siehst du? Johannes hat sie schon heute morgen für dich gebracht, damit du sie heute abend siehst... Der arme Johannes. Er hat Angst und weint...»
«Angst? Warum? Komm, Johannes.»
Johannes tritt hervor aus der Dunkelheit, denn im Raum brennt eine einzige kleine Lampe auf dem Tisch neben den Leidenswerkzeugen. Er kniet vor Maria nieder, die ihn liebkost und fragt: «Warum hast du Angst?»
Und Johannes küßt ihre Hände und sagt weinend: «Weil du dich nicht wohlfühlst. Weil du Fieber hast und krank bist... Weil du dich nicht beruhigen kannst. Und wenn du so weitermachst, wirst du sterben, wie er gestorben ist...»
«Oh, wenn das nur wahr wäre!»
«Nein! Mutter! Mama! Oh, es ist viel schöner, „Mama“ zu sagen, wie ich es zu meiner Mama sage... Laß es mich sagen... Ich finde keinen Unterschied zwischen meiner Mutter und dir, und ich liebe dich sogar noch mehr als sie, denn du bist die Mama, die er mir gegeben hat, und du bist seine Mama. Und du darfst keinen zu großen Unterschied zwischen dem von dir geborenen Sohn und dem dir übergebenen Sohn machen... Liebe mich ein wenig, wie du ihn liebst... Wenn er zu dir sagen würde: „Ich habe Angst, dass du sterben wirst“ ' würdest du dann antworten: „Oh, wenn das nur wahr wäre!“? Nein, du würdest nicht so reden. Es würde dich schmerzen, gehen zu müssen und ihn in einer Welt von Wölfen zurückzulassen. Ihn, dein Lamm... Und um mich sorgst du dich nicht? ... Ich bin viel mehr Lamm als er. Nicht was Güte und Reinheit betrifft, sondern hinsichtlich Dummheit und Angst. Wenn du mir fehlst, wird der arme Johannes von den Wölfen zerrissen, ohne auch nur ein Blöken von sich geben zu können, dass von seinem Meister spricht... Willst du, dass er so stirbt, ohne ihm gedient zu haben? Dumm im Sterben wie im Leben? Nein, nicht wahr? Darum, Mama, versuche dich zu beruhigen... Tue es für ihn... Oh! Sagst du nicht, dass er aufersteht? Ja, du sagst es, und es ist wahr. Und du willst also, dass du fehlst im Haus, wenn er aufersteht? Denn ganz gewiss wird er hierher kommen... Oh, armer, armer Jesus, wenn er anstelle des Ausrufes deiner Liebe unsere Klagelieder hören muss, wenn er sein gemartertes, glorreiches Haupt nicht an deine Brust legen kann und nur dein verschlossenes Grab vorfindet. Du musst leben. Um ihn zu begrüßen, wenn er wiederkehrt... Ich sage nicht „uns zuliebe“. Wir verdienen nur Tadel für unser Verhalten. Aber ihm und dir zuliebe. Oh, wie wird die Begegnung sein? Und er, wie wird er sein? Mutter der Weisheit, Mama des törichten Johannes, du, die du alles weißt, sage uns, wie er sein wird, wenn er uns nach der Auferstehung erscheint.»
«Die Wunden an den Beinen von Lazarus hatten sich geschlossen, aber man konnte noch die Narben sehen. Und die Bandagen waren voller Fäulnis», sagt Martha.

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:35

«Wir mussten ihn waschen...» fügt Maria hinzu.
«Und er war schwach, und wir mussten ihm zu essen geben auf Anordnung des Meisters», sagt wiederum Martha.
«Der Sohn der Witwe von Naim war verstört und glich einem Kind, dass noch nicht richtig gehen und sprechen kann, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück, die ihn lehren sollte, wieder zu leben. Und das Töchterlein des Jairus hat er selbst die ersten Schritte machen lassen ...» sagt Johannes.
«Ich denke, dass mein Herr uns einen Engel senden wird, um uns sagen zu lassen: „Kommt und bringt ein sauberes Gewand.“ Und meine Liebe hat es schon vorbereitet. Es ist im Palast. Ich konnte es nicht selbst weben. Aber ich habe es von meiner Amme weben lassen, die nun hinsichtlich meiner Zukunft beruhigt ist und nicht mehr weint. Ich habe das kostbarste Linnen genommen und von Plautina den Purpur bekommen. Noemi hat ihn in die Borte gewebt, und ich habe den Gürtel, die Börse und das Talith gefertigt und bei Nacht bestickt, um nicht gesehen zu werden. Ich habe von dir gelernt, Mutter. Es ist keine vollkommene Arbeit; aber mehr als die Perlen, aus denen sein Name auf dem Gürtel und auf der Börse besteht, schmücken sie die Diamanten der Tränen meiner Liebe und meine Küsse. Jeder Stich ist ein Herzschlag der Verehrung für ihn. Und ich werde sie ihm bringen. Das erlaubst du doch, nicht wahr?»
«Oh! ... Ich hätte nie gedacht, dass sie ihm sein Gewand nehmen würden... Ich kenne die Bräuche und die Härte der Welt nicht... Ich glaubte, sie zu kennen... (und Tränen rinnen wieder über die wachsbleichen Wangen) aber nun sehe ich, dass ich noch nichts wußte... Ich dachte: „Er wird das Kleid seiner Mutter auch nachher tragen können.“ Es hat ihm so gut gefallen. Er hatte es sich so gewünscht. Schon vor langer Zeit hat er mir gesagt: „Du sollst ein Kleid anfertigen, dass so und so aussieht, und es mir für das Passahfest bringen. Denn Jerusalem soll mich im Purpurgewand des Königs sehen...“ Oh, diese Wolle, die weißer war als Schnee, wurde vor den Augen Gottes und vor meinen Augen rot, während ich sie spann, denn mein Herz wurde bei diesen Worten erneut verwundet... Die anderen Wunden hatten sich nach Jahren und Monaten zwar noch nicht geschlossen, aber sie bluteten nicht mehr. Aber diese! Jeden Tag, jede Stunde hat sich das Schwert in meinem Herzen gedreht: „Ein Tag weniger! Eine Stunde weniger! Dann wird er tot sein!“ Oh! Oh! ... Und das Gespinst an der Spindel oder auf dem Webstuhl erschien mir rot... Es wurde dann in Farbe getaucht, für die Weit... Aber es war schon vorher rot...» Maria weint wieder.
Sie versuchen sie aufzumuntern, indem sie von der Auferstehung sprechen. Susanna fragt. «Was sagst du? Wie wird er sein nach der Auferstehung? Und wie wird er auferstehen?»
Und Maria, verwirrt und blind in dieser Stunde des Martyriums der Erlösung, antwortet: «Ich weiß es nicht... Ich weiß nichts mehr... Nur, dass er tot ist...!» Und sie weint wieder heftig, küßt die Leinwand, die die Lenden ihres Sohnes bedeckt hat, drückt sie an ihr Herz und wiegt sie, als wäre es ein Kind...
Sie berührt die Nägel, die Dornen, den Schwamm und schreit auf: «Dies! Diese Dinge hat dir dein Vaterland gegeben! Eisen, Dornen, Essig und Galle! Und Beleidigungen, Schmähungen, Beschimpfungen! Und unter allen Söhnen Israels musste es ein Cyrenäer sein, der dir das Kreuz trug. Dieser Mensch ist mir heilig wie ein Bräutigam. Und wenn ich einen anderen kennen würde, der meinem Sohn zu Hilfe gekommen ist, würde ich ihm die Füße küssen. Aber hat denn niemand Mitleid gehabt? Geht hinaus! Geht! Es schmerzt mich auch, euch zu sehen. Denn ihr alle, ihr alle konntet nicht einmal eine weniger grausame Folter erlangen. Ihr unnützen und faulen Knechte eures Königs! Hinaus!» Maria ist furchtbar bei diesem Ausbruch. Aufrecht und starr steht sie da und erscheint größer als sie ist mit ihren gebieterischen Augen und dem ausgestreckten Arm, der zur Tür weist. Sie befiehlt wie eine Königin auf dem Thron.
Alle gehen ohne Widerrede hinaus, um sie nicht noch mehr zu erregen. Sie setzen sich vor die geschlossene Tür und horchen auf ihre Klagen und jeglichen Ton, der von ihr kommen könnte. Aber nach den Geräuschen des zurückgeschobenen Stuhles und ihrer auf den Boden fallenden Knie – denn sie kniet nieder und lehnt das Haupt an den Tisch, auf dem die Gegenstände der Passion liegen – ist nichts mehr zu hören als ihr unaufhörliches, trostloses Weinen.
Sie spricht leise, so leise, dass die draußen ihre Worte nicht hören können: «Vater, Vater, Verzeihung! Ich werde stolz und böse. Aber du siehst, es ist wahr, was ich sage. Es war eine so große Menge um ihn. Ganz Palästina ist an diesem Fest in den heiligen Mauern versammelt... Heilig? Nein, sie sind nicht mehr heilig... Sie wären es geblieben, wenn er in ihnen gestorben wäre. Aber Jerusalem hat ihn ausgespien wie ekelerregenden Auswurf. Deshalb ist in Jerusalem nur das Verbrechen... Und in der großen Menge, die ihm folgte, fand sich nicht einmal eine Handvoll, die Druck ausgeübt hätte, ich sage nicht, um ihn zu retten. Denn er musste sterben, um zu erlösen. Aber um ihm einen weniger qualvollen Tod zu erlangen. Sie haben sich verborgen gehalten oder sind geflohen... Mein Herz bäumt sich auf vor so viel Feigheit. Ich bin die Mutter. Deshalb verzeih meine Sünde der stolzen Härte...» und sie weint.
Draußen sitzen die anderen wie auf Kohlen, und dies aus verschiedenen Gründen.
Der Hausherr, der ausgegangen war, um sich in der Stadt umzuhören, ist mit schrecklichen Nachrichten zurückgekehrt. Man sagt, dass viele bei dem Erdbeben umgekommen sind, dass viele bei Zusammenstößen zwischen den Anhängern des Nazareners und den Juden verletzt wurden, dass viele verhaftet wurden, dass es neue Hinrichtungen geben wird nach Aufständen und Drohungen gegen Rom, und dass Pilatus die Gefangennahme aller Jünger des Nazareners und der Vorsteher des Synedriums, die entweder in der Stadt geblieben oder schon irgendwohin in Palästina geflüchtet sind, angeordnet hat, dass Johanna sterbend in ihrem Palast liegt, und dass Manaen von Herodes eingesperrt wurde, weil er ihn vor dem ganzen Hof als Komplizen der Gottesmörder angeklagt hat. Ein ganzer Haufen katastrophaler Nachrichten...
Die Frauen stöhnen. Sie fürchten nicht so sehr für sich selbst, sondern für die Kinder und die Ehemänner. Susanna denkt an ihren Mann, der in Galiläa als Jünger Jesu bekannt ist. Maria des Zebedäus denkt an den ihren, der als Gast bei einem Freund weilt, und an den Sohn Jakobus, von dem sie seit dem Abend zuvor keine Nachricht mehr hat. Und Martha schluchzt: «Sie sind sicher schon nach Bethanien gegangen! Wem ist nicht bekannt, was Lazarus für den Meister war?»
«Aber er wird doch von Rom beschützt», entgegnet Maria Salome.

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:36

«Oh! Beschützt! Wer weiß, welche Anschuldigungen die Vorsteher Israels gegen ihn bei Pilatus vorbringen bei dem Haß, den sie gegen uns hegen... Oh! Gott!» Martha rauft sich die Haare und schreit: «Die Waffen! Die Waffen! Das Haus ist voll davon... und auch der Palast! Ich weiß es. Heute morgen bei Sonnenaufgang ist Levi, der Verwalter, gekommen und hat mir gesagt... Aber du weißt das ja auch schon! Und du hast es den Juden auf dem Kalvarienberg gesagt... Törichte! Du hast den Grausamen damit die Waffe in die Hand gegeben, um Lazarus zu töten...!»
«Ich habe es gesagt, ja. Ich habe, ohne es zu wissen, die Wahrheit gesagt. Aber so schweig doch, du verschrecktes Huhn! Was ich gesagt habe, ist die sicherste Garantie für Lazarus. Sie werden sich wohl hüten, sich in Gefahr zu begeben und dort zu suchen, wo sie wissen, dass Bewaffnete sind! Sie sind feige!»
«Die Juden, ja. Aber die Römer nicht!»
«Ich fürchte Rom nicht. Es ist gerecht und klug in seinen Anordnungen.»
«Maria hat recht», sagt Johannes. «Longinus hat zu mir gesagt: „Ich hoffe, dass man euch in Frieden läßt. Wenn dem aber nicht so ist, so komm oder schicke jemanden zum Prätorium. Pilatus ist den Jüngern des Nazareners wohlgesinnt. Er war es auch ihm. Wir werden euch verteidigen.“»
«Aber wenn die Juden selbst handeln? Gestern abend waren sie die Häscher Jesu! Und wenn sie sagen, dass wir Gotteslästerer sind, dann haben sie das Recht, uns gefangenzunehmen. Oh, meine Söhne! Vier Söhne habe ich! Wo können Joseph und Simon sein? Sie waren auf dem Kalvarienberg und sind weggegangen, als Johanna es nicht mehr aushielt. Sie wollten den Frauen helfen und sie verteidigen. Sie, die Hirten, Alphäus... alle! Oh, man hat sie gewiss schon getötet. Hast du gehört, dass Johanna im Sterben liegt? Sicher durch eine Verletzung. Und damit der Pöbel sich nicht an einer Frau vergreift, werden meine Söhne sie verteidigt haben und nun tot sein! ... Und Judas und Jakobus? Mein kleiner Judas! Mein ein und alles! Und Jakobus, der so sanft ist wie ein Mädchen! Oh, ich habe keine Söhne mehr! Nun geht es mir wie der Mutter der Makkabäer...!»
Sie weinen alle verzweifelt. Alle, mit Ausnahme der Hausherrin, die gegangen ist, um ein Versteck für ihren Mann zu suchen, und Maria Magdalena, die nicht weint. Aber ihre Augen sprühen Feuer, und sie ist wieder die herrschsüchtige Frau von einst geworden. Sie sagt nichts. Aber sie schaut die niedergeschlagenen Gefährtinnen verächtlich an, und ihre Augen sagen ganz klar: «Ihr Memmen!»
So vergeht die Zeit... Ab und zu steht jemand auf, öffnet leise die Tür, schaut hinein und macht die Tür wieder zu.
«Was tut sie?» fragen die anderen.
Und die, die gerade nachgesehen hat, antwortet: «Sie kniet immer noch und betet», oder: «Es sieht so aus, als rede sie mit jemandem», oder aber: «Sie ist aufgestanden und geht gestikulierend im Zimmer auf und ab.»
DIE KLAGE DER JUNGFRAU
«Jesus! Jesus! Wo bist du? Hörst du mich noch? Hörst du deine arme Mutter, die deinen heiligen, gepriesenen Namen ruft, nachdem sie ihn so viele Stunden nur im Herzen genannt hat? Deinen heiligen Namen, der meine Liebe war, die Liebe meiner Lippen; meiner Lippen, die Honigsüße verspürten beim Nennen deines Namens; meiner Lippen, die nun, wenn sie ihn nennen, nur die Bitterkeit zu trinken scheinen, die auf deinen Lippen zurückgeblieben ist. Die Bitterkeit der furchtbaren Mischung... Dein Name, die Liebe meines Herzens, dass vor Freude schwoll, wenn es ihn aussprach, so wie es sich weitete, um dir sein Blut zu geben, um dich zu empfangen und dich mit ihm zu bekleiden, als du vom Himmel zu mir kamst, so klein, so winzig, dass du im Blütenkelch der wilden Minze Platz gefunden hättest.
Du, der du so groß bist, du, der Mächtige, hast dich für das Heil der Welt gedemütigt und bist Mensch geworden. Dein Name, der Schmerz meines Herzens, nun, da sie dich den Liebkosungen deiner Mutter entrissen haben, um dich den Händen der Henker auszuliefern, die dich bis zum Tod gemartert haben. Mein Herz ist zermalmt von diesem deinen Namen, den ich so lange in mir verschließen musste und der immer lauter schrie, je größer dein Schmerz wurde, bis es zermalmt war wie unter dem Tritt eines Riesen. O ja, mein Schmerz ist riesengroß und zermalmt und zerreißt mich, und es gibt nichts, was ihn lindern könnte.
Wem soll ich deinen Namen sagen? Nichts antwortet meinem Schrei. Selbst wenn ich so laut schreien würde, dass der Stein, der dein Grab verschließt, zerspringt, du würdest mich nicht hören, denn du bist tot. Hörst du deine Mutter nicht mehr? Wie oft hat sie dich, mein Sohn, in diesen vierunddreißig Jahren gerufen! Seit ich wußte, dass ich Mutter sein und dass der Name meines Kindes Jesus sein würde. Du warst noch nicht geboren, da streichelte ich meinen Leib, in dem du heranwuchsest, und rief dich leise: „Jesus“, und es schien mir, als würdest du dich bewegen, um mich „Mama“ zu nennen! Für mich hattest du schon eine Stimme, ich erträumte sie mir, deine Stimme. Ich hörte deine Stimme schon, bevor sie war. Und als ich sie dann vernahm, zart wie die Stimme eines neugeborenen Lämmchens und zitternd in der Kälte der Geburtsnacht, da lernte ich die höchste Freude kennen... Und ich glaubte, den Abgrund des Schmerzes kennengelernt zu haben, da ich die Tränen meines Kindes sah, dass fror und sich nicht wohlfühlte, dass seine ersten Erlösertränen weinte, und ich hatte weder Feuer noch Wiege und konnte nicht an deiner Statt leiden, Jesus. Ich hatte nur meine Brust, um dich zu wärmen und zu betten, und meine Liebe, um dich anzubeten, mein heiliges Kind.

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Ich glaubte, den Abgrund des Schmerzes kennengelernt zu haben... Aber es war erst das Morgengrauen, der Beginn dieses Schmerzes. Nun ist es Mittag. Nun habe ich die Tiefe des Abgrunds erreicht, nach einem Abstieg von vierunddreißig Jahren. So vieles hat mich hinabgestoßen und mich heute niedergestreckt in dieser furchtbaren Tiefe deines Kreuzes.
Als du klein warst, da habe ich dich gewiegt und gesungen: „Jesus! Jesus!“ Gibt es eine schönere und heiligere Harmonie als diesen Namen, der die Engel des Himmels lächeln macht? Dein Name war für mich schöner als der süße Gesang der Engel in der Nacht deiner Geburt. Ich sah durch ihn in den Himmel... den ganzen Himmel sah ich in diesem Namen. Und nun, da du tot bist und mich nicht hörst und mir nicht mehr antwortest, als ob du nie gewesen wärest, sehe ich die Hölle, wenn ich ihn ausspreche. Die ganze Hölle. Nun weiß ich, was es heißt, verdammt zu sein. Nicht mehr sagen zu können: „Jesus“! Schrecklich! Schrecklich! Schrecklich! ...
Wie lange wird diese Hölle für deine Mutter dauern? Du hast gesagt: „In drei Tagen werde ich diesen Tempel wieder aufrichten.“ Den ganzen Tag schon wiederhole ich mir diese Worte, damit ich nicht tot umfalle; um bereit zu sein, dich bei deiner Rückkehr zu begrüßen und dir wieder dienen zu können... Aber wie werde ich drei Tage lang deinen Tod ertragen können? Drei Tage lang tot, du mein Leben?
Wie ist es möglich, dass du, der du alles weißt, weil du die unendliche Weisheit bist, nichts von der Verzweiflung deiner Mutter weißt? Kannst du es dir nicht vorstellen, wenn du dich erinnerst, wie ich dich in Jerusalern verlor und du mich sahst, wie ich die dich umgebende Menge teilte mit dem Gesicht einer Schiffbrüchigen, die nach endlosem Kampf mit den Wellen und dem Tod den Strand erreicht, mit dem Gesicht einer erschöpften, ausgebluteten, gealterten, zerschmetterten Gefolterten? Und damals konnte ich dich nur verloren glauben. Ich konnte mich der Hoffnung hingeben, dass es nur das war. Heute nicht. Heute nicht. Ich weiß, dass du tot bist. Es gibt keine Hoffnung. Ich habe gesehen, wie man dich umgebracht hat. Hier ist der Beweis. Selbst wenn der Schmerz mein Gedächtnis trüben würde, hier ist dein Blut auf meinem Schleier, dass mir sagt: „Er ist tot. Er hat kein Blut mehr! Dies ist der letzte Tropfen aus seinem Herzen!“ Aus seinem Herzen! Aus dem Herzen meines Kindes. Meines Sohnes! Meines Jesus! Oh, Gott! Barmherziger Gott, erinnere mich nicht daran, dass sie ihm das Herz durchbohrt haben...
Jesus, ich kann nicht allein hier bleiben, während du allein dort bist. Ich, die ich nie die Wege der Welt und die Menschenmengen geliebt habe, und du weißt es, bin dir immer häufiger gefolgt, seit du Nazareth verlassen hast, um nicht fern von dir leben zu müssen. Ich habe Neugier und Spott ertragen, und ich zähle die Mühen nicht auf, denn sie wurden bei deinem Anblick zu nichts. Ich wollte nur dort leben, wo du warst. Und nun bin ich hier allein. Und du bist dort allein. Warum haben sie mich nicht in deinem Grab gelassen? Ich hätte mich neben dein kaltes Bett gesetzt, eine deiner Hände in meinen Händen, um dich fühlen zu lassen, dass ich in deiner Nähe bin... Nein, um zu fühlen, dass du in meiner Nähe bist. Du fühlst nichts mehr. Du bist tot!
Wie viele Nächte habe ich an deiner Wiege verbracht, betend, liebend, von deinem Anblick beseligt. Willst du, dass ich dir sage, wie du geschlafen hast und deine Fäustchen wie zwei Blütenknospen neben dem heiligen Gesichtlein lagen? Soll ich dir sagen, wie du im Schlaf gelächelt, dich gewiss an die Milch deiner Mama erinnert und schlafend den Mund bewegt und gesaugt hast? Soll ich dir sagen, wie du dann erwacht bist, die Äuglein geöffnet und gelacht hast, als du mich über dich geneigt sahst, wie du die Händchen in ungeduldiger Freude ausgestreckt hast, um in die Arme genommen zu werden, und mit einem leisen Jauchzen, mit dem Triller einer Mönchsgrasmücke deine Mahlzeit verlangt hast? Oh, wie selig war ich, wenn du an meiner Brust lagst und ich die Wärme deiner Wange und die Liebkosungen deiner kleinen Händchen fühlte!
Du wolltest nie ohne deine Mama sein. Und nun bist du allein! Verzeih mir, Kind, dass ich dich allein gelassen habe; dass ich nicht zum ersten Mal in meinem Leben aufbegehrt habe und bei dir geblieben bin. Dort ist mein Platz. Ich würde mich nicht so untröstlich fühlen, wenn ich an deinem Totenbett wäre, dich wie einst umwickeln und deine Binden wechseln
könnte... Auch wenn du mich nicht anlächeln und nicht mit mir sprechen könntest, es würde mir scheinen, als wärst du wieder mein Kind. Ich würde dich an mein Herz drücken, damit du die Kälte des Steins, die Härte des Marmors nicht fühlst. Habe ich dich nicht auch heute in meinen Armen gehalten? Auf dem Schoß einer Mutter ist immer Platz für ihren Sohn, auch wenn er schon ein Mann ist. Der Sohn ist immer das Kind für seine Mutter, auch wenn er vom Kreuz abgenommen und von Wunden bedeckt ist.
Wie viele, wie viele Wunden! Wie viele Schmerzen! Oh, mein Jesus, mein ganz von Wunden bedeckter Jesus! So verwundet! So getötet! Nein. Nein. Nein, Herr, dass kann nicht wahr sein! Ich bin von Sinnen! Jesus tot? Ich fiebere. Jesus kann nicht sterben! Leiden, ja, aber nicht sterben! Er ist das Leben! Er ist der Sohn Gottes. Er ist Gott. Und Gott stirbt nicht.
Stirbt nicht? Aber warum hat er dann „Jesus“ geheißen? Was bedeutet „Jesus“? Es bedeutet... Oh, es bedeutet „Erlöser“! Er ist tot! Er ist tot, weil er der Erlöser ist. Er musste alle erlösen und sich selbst dahingeben... Ich fiebere nicht, o nein. Ich bin nicht von Sinnen. Nein. Wäre ich es nur! Ich würde weniger leiden. Er ist tot. Hier ist sein Blut. Hier ist seine Dornenkrone. Hier sind die drei Nägel. Mit diesen, mit diesen haben sie ihn durchbohrt!
Menschen, seht, womit ihr Gott, meinen Sohn, durchbohrt habt! Und ich muss euch verzeihen. Und ich muss euch lieben. Denn auch er hat verziehen. Denn er verlangt von mir, dass ich euch liebe. Er hat mich zu eurer Mutter gemacht, zur Mutter der Mörder meines Sohnes! Eines seiner letzten Worte im Kampf gegen das Todesröcheln war: „Mutter, siehe da deinen Sohn... deine Kinder.“ Selbst wenn ich nicht die Gehorsame wäre, so hätte ich doch heute gehorchen müssen, denn es war der Befehl eines Sterbenden.

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Sieh, Jesus, ich verzeihe. Ich liebe sie. Ach! Es zerreißt mir das Herz bei dieser Verzeihung, bei dieser Liebe! Hörst du, dass ich ihnen verzeihe und sie liebe? Ich bete für sie. Schau, ich bete für sie... Ich schließe die Augen, um diese Marterwerkzeuge nicht zu sehen, damit ich ihnen verzeihen, damit ich sie lieben, damit ich für sie beten kann. Jeder Nagel soll meinen Willen, sie nicht zu lieben, ihnen nicht zu verzeihen und nicht für deine Henker zu beten, kreuzigen.
Ich will und muss denken, dass ich an deiner Wiege weile. Auch damals habe ich für die Menschen gebetet. Doch damals war es leicht. Du lebtest, und ich – obwohl ich wußte, dass die Menschen grausam sind – hätte niemals geglaubt, dass sie so grausam gegen dich sein könnten, der du ihnen so viel Gutes getan hast. Ich betete, da ich überzeugt war, dass dein Wort sie bessern würde. In meinem Herzen sagte ich zu ihnen, wenn ich sie betrachtete: „Ihr seid jetzt böse, krank. Doch bald wird er zu euch sprechen und Satan in euch besiegen. Er wird euch das verlorene Leben zurückgeben.“ Das verlorene Leben! Du, du hast ihretwegen dein Leben verloren, mein Jesus!
Hätte ich damals, als du noch in den Windeln lagst, den Schrecken dieses Tages sehen können, wäre meine süße Milch vor Schmerz zu Gift geworden! Simeon hat es gesagt: „Deine Seele wird ein Schwert durchdringen.“ Ein Schwert? Eine Unzahl von Schwertern! Wie viele Wunden haben sie dir geschlagen, Sohn? Wie viele Seufzer hast du ausgestoßen? Wie viele Krämpfe hast du erlitten? Wie viele Blutstropfen hast du vergossen? Sieh, jeder ist ein Schwert für mich. Es sind eine Unzahl von Schwertern. An dir ist kein Flecken Haut, dass nicht verwundet ist. An mir ist keine Stelle, die nicht durchbohrt ist. Sie durchbohren mein Fleisch und dringen bis ins Herz.
Als ich deine Geburt erwartete, bereitete ich die Binden und Windeln vor und spann das weichste Leinen der Erde. Ich achtete nicht auf den Preis, um das glatteste Garn zu erhalten. Wie schön warst du in den Windeln deiner Mutter! Alle sagten zu mir: „Frau, dein Kind ist schön!“ Du warst schön. Aus dem weißen Linnen schaute dein rosiges Gesichtlein hervor. Du hattest zwei Äuglein blauer als der Himmel, und dein Köpfchen war von einem goldenen Flaum bedeckt, so leicht und blond waren deine Haare. Sie dufteten nach frisch aufgesprungenen Mandelblüten. Alle glaubten, ich würde dich parfümieren. Nein. Mein Kleinod hatte nur den Duft der von seiner Mutter gewaschenen Windeln, die ihr Herz und ihre Lippen geküßt hatten. Niemals wurde ich müde, für dich zu arbeiten.
Und nun? Nun kann ich nichts mehr für dich tun. Seit drei Jahren bist du von zu Hause fort. Aber immer noch warst du der einzige Inhalt meiner Tage. Ich dachte an dich, an deine Kleider, an deine Nahrung. Ich rührte das Mehl und bereitete Brot, pflegte die Bienen, um Honig für dich zu haben, und wachte über die Bäume, damit sie dir Obst gaben. Wie hast du dich über die Dinge gefreut, die deine Mutter dir brachte! Keine Speise einer reichen Tafel und kein Gewand aus kostbarem Tuch war dir so lieb, wie die von den Händen deiner Mutter gewebten, genähten, gepflegten und geernteten Dinge. Wenn ich dich besuchte, schautest du sofort auf meine Hände wie damals, als du klein warst und Joseph und ich dir unsere armen Geschenke gaben, um dir zu zeigen, dass du unser König warst. Du bist nie naschhaft gewesen, mein Kind, aber du hast die Liebe gesucht; sie war deine Nahrung, und in unserer Fürsorge hast du sie gefunden. Auch jetzt hast du sie gefunden und gesucht, mein armer Sohn, der du von der Welt so wenig geliebt wirst!
Nun ist alles vorbei. Alles vollbracht. Deine Mama kann nichts mehr für dich tun. Du brauchst nichts mehr... Nun bist du allein... Und auch ich bin allein... Oh, glücklicher Joseph, der du diesen Tag nicht erleben musstest. Hätte doch auch ich ihn nicht mehr erleben müssen! Aber dann hättest du nicht einmal den Trost gehabt, deine arme Mutter zu sehen. Du wärest am Kreuz allein gewesen, so wie du nun im Grab allein bist. Allein mit deinen Wunden.
Oh! Gott! Gott, wie viele Wunden hat dein Sohn, mein Sohn! Wie konnte ich sie ansehen, ohne darüber zu sterben, ich, die ich zu Tode erschrak, wenn er sich 1 Kind verletzte?
Einmal bist du im Garten von Nazareth gefallen und hast dich an der Stirn verletzt. Nur einige Blutstropfen. Aber ich, die ich schon schwach wurde, als ich bei deiner Beschneidung ein wenig Blut sah – und Joseph musste mich stützen, da ich wie eine Sterbende zitterte – hatte Angst, dass diese kleine Wunde dich töten könnte, und mehr mit Tränen als mit Wasser und Öl habe ich sie behandelt. Und ich habe mich erst zufrieden gegeben, als kein Blut mehr kam. Ein andermal, als du zu arbeiten lerntest, hast du dich mit der Säge verletzt. Eine kleine Wunde nur. Aber mir war, als hätte mich die Säge in zwei geteilt. Und ich hatte keine Ruhe, bis nach sechs Tagen deine Hand wieder geheilt war.
Und nun? Und nun? Nun sind deine Hände, deine Füße, deine Seite geöffnet. Nun ist dein ganzes Fleisch zerfetzt und dein Antlitz zerschlagen. Dieses Antlitz, dass ich kaum mit Küssen zu berühren wagte, ist von der Stirne bis zum Nacken eine einzige Wunde. Und niemand hat dir Arznei und Trost gegeben.
Sieh mein Herz, o Gott, dass du in meinem Kind getroffen hast! Sieh es an! Ist es nicht verwundet wie der Körper deines und meines Sohnes? Die Geißeln haben mich wie Hagel getroffen, während er geschlagen wurde. Was bedeutet die Entfernung für die Liebe? Ich habe die Martern meines Sohnes erlitten. Hätte doch nur ich allein sie erlitten! Läge doch ich auf dem Grabtisch! Sieh mich an, o Gott! Tropft etwa nicht Blut aus meinem Herzen? Da ist die Dornenkrone. Ich fühle sie. Sie ist ein Reif, der mich drückt und durchbohrt. Hier sind die Löcher der Nägel: drei Schwerter in meinem Herzen.

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:41

Oh, diese Schläge! Diese Schläge! Warum ist der Himmel nicht auf die Erde herabgestürzt bei diesen sakrilegischen Schlägen in das Fleisch Gottes? Und ich durfte nicht schreien! Ich durfte mich nicht auf sie stürzen, um den Mördern die Waffe zu entreißen und damit mein sterbendes Kind zu verteidigen! Ich musste zuhören, zuhören, und durfte nichts tun! Ein Schlag auf den Nagel, und der Nagel dringt in das lebendige Fleisch. Ein weiterer Schlag, und er dringt noch tiefer ein. Und noch einer und wieder einer, und sie brechen die Knochen und zerreißen die Nerven, und das Fleisch meines Kindes wird durchbohrt und gleichzeitig das Herz seiner Mutter.
Und als sie dich am Kreuz aufgerichtet haben? Wie sehr musst du da gelitten haben! Heiliger Sohn! Ich sehe immer noch deine Hand aufreißen bei der Erschütterung durch den Fall. Mein Herz ist wie sie zerrissen.
Ich bin verwundet, zerschlagen, gegeißelt, getroffen und durchbohrt wie du. Ich war nicht mit dir am Kreuz. Aber schau sie an, deine Mutter! Ist sie anders als du? Nein, es gibt keinen Unterschied in unserem Martyrium. Nur ist deines zu Ende, und meines dauert noch an. Du hörst nicht mehr die verlogenen Anklagen. Ich aber höre sie. Du hörst nicht mehr die schrecklichen Flüche. Ich aber höre sie immer noch. Du spürst nicht mehr die Stiche der Dornen, den Schmerz der Nägel, den Durst und das Fieber. Ich aber fühle überall die brennenden Stiche und sterbe vor Durst im Fieberwahn.
Hätten sie mir wenigstens erlaubt, dir einen Tropfen Wasser zu geben! Meine Tränen, wenn die Grausamkeit der Menschen dem Schöpfer schon das von ihm geschaffene Wasser verweigerte. Ich habe dir so viel Milch gegeben, denn wir waren arm, mein Sohn, und auf der Flucht nach Ägypten haben wir so viel verloren. Wir mussten uns wieder ein Dach über dem Kopf, Möbel, Kleider und Nahrung beschaffen, und wir wußten nicht, wie lange das Exil dauern würde und was wir bei der Rückkehr in die Heimat vorfinden würden. Ich habe dir länger als üblich Milch gegeben, um dich nicht den Mangel an Nahrung spüren zu lassen. Bis wir die kleine Ziege hatten, war ich, o Kind deiner Mutter, deine kleine Ziege... Du hast schon so viele Zähnchen gehabt und damit zugebissen... Oh, welche Freude, dich bei deinen kindlichen Spielen lachen zu sehen! ... Du wolltest gehen, denn du warst so stark und gesund. Stundenlang habe ich dich gehalten, ohne dass mein Rücken schmerzte, wenn ich über dich gebeugt war und dich das Laufen lehrte und du bei jedem Schrittchen „Mama! Mama!“ sagtest. Oh, welche Seligkeit, dich diesen Namen singen zu hören.
Auch heute hast du gesagt: „Mama! Mama!“ Doch deine Mutter konnte dich nur sterben sehen. Nicht einmal deine Füße konnte ich liebkosen! Die Füße? Oh, ich hätte sie nicht berührt, auch wenn meine Hände sie hätten erreichen können, um deine Schmerzen nicht zu vermehren. Wie mussten deine armen Füße leiden, o mein Jesus! Hätte ich doch zu dir hinaufsteigen und mich zwischen deinen Körper und das Kreuz schieben können, damit er nicht in den Krämpfen des Todeskampfes auf das Holz aufschlägt. Ich höre noch deinen Kopf beim letzten Aufbäumen gegen das Kreuz schlagen. Und dieser Klang, dieser Klang läßt mich den Verstand verlieren. Es ist, als hätte ich einen Hammer in meinem Kopf.
Komm zurück, komm zurück, mein lieber Sohn, mein heiliger Sohn! Ich sterbe. Ich halte diese Trostlosigkeit nicht aus. Zeige mir wieder dein Antlitz. Rufe mich noch einmal. Ich kann mir dich nicht vorstellen ohne Stimme und ohne Blick, eine kalte, leblose Hülle! Oh, Vater, komm du mir zu Hilfe! Jesus, hörst du mich nicht! Ist denn die Passion nicht zu Ende? Ist denn nicht alles vollbracht? Genügen denn diese Nägel, diese Dornen, dieses Blut, diese Tränen nicht? Braucht es noch mehr, um das Menschengeschlecht zu heilen.
Vater, ich nenne dir die Werkzeuge seiner Schmerzen und meine Tränen. Aber das ist das wenigste. Was ihm bei seinem Sterben einen übermenschlichen Schmerz bereitet hat, war das Verlassensein von dir. Und was mich schreien macht, ist, dass ich mich von dir verlassen fühle. Ich fühle deine Nähe nicht mehr. Wo bist du, heiliger Vater? Ich war die „Gnadenvolle“. Der Engel hat gesagt: „Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen.“ Nein. Nein, dass ist nicht wahr! Ich bin wie eine von dir wegen ihrer Sünden Verfluchte. Du bist nicht mehr mit mir. Die Gnade hat sich zurückgezogen, als ob ich eine zweite sündige Eva wäre.
Aber ich bin dir immer treu gewesen. Worin habe ich dir mißfallen? Du konntest mit mir machen, was du wolltest, und ich habe immer gesagt: „Ja, Vater, ich bin bereit.“ Können denn die Engel lügen? Und Anna, die mir versichert hatte, dass du mir in der Stunde des Leidens einen Engel senden würdest? Ich bin allein. Ich finde keine Gnade mehr in deinen Augen. Ich habe dich, die Gnade, nicht mehr in mir. Ich habe keinen Engel mehr. Lügen also die Heiligen? Worin habe ich dir mißfallen, wenn sie lügen und ich diese Stunde verdient habe?

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:42

Und Jesus? Worin hat dein reines, sanftmütiges Lamm gefehlt? Womit haben wir dich beleidigt, dass wir, außer dem von den Menschen zugefügten Martyrium, auch noch die unbeschreibliche Qual deiner Abkehr von uns ertragen müssen? Ihn, ihn, der dein Sohn war und dich mit einer Stimme rief, die die Erde erschauern machte und sie in mitleidigem Aufschluchzen erbeben ließ, wie konntest du ihn in seiner großen Qual verlassen?
Armes Herz Jesu, dass dich so sehr geliebt hat! Wo ist das Zeichen der Herzwunde? Hier ist es. Sieh, Vater, dieses Zeichen. Hier ist der Abdruck meiner Hand, die in die Wunde der Lanze eingedrungen ist. Hier, hier... Weder die Tränen noch der Kuß der Mutter, deren Augen brennen vom Weinen und deren Lippen wund sind vom Küssen, löschen es. Dieses Zeichen schreit und klagt an. Dieses Zeichen schreit lauter als das Blut Abels von der Erde zu dir. Und du, der du Kain verflucht und dich an ihm gerächt hast, du bist meinem von seinen Kainen schon so sehr verletzten Abel nicht zu Hilfe gekommen und hast ihnen sogar das letzte Verbrechen erlaubt! Du hast ihm das Herz zerrissen durch deine Abkehr und hast zugelassen, dass ein Mensch es freilegt, damit ich es sehe und auch durch seinen Anblick zermalmt werde. Aber nicht meinetwegen, sondern seinetwegen, seinetwegen rufe ich dich und bitte dich um eine Antwort. Du hättest es nicht tun dürfen...
Du hättest es nicht tun dürfen... Oh, Verzeihung, Vater! Verzeihung, heiliger Vater! Verzeih einer Mutter, die ihr Kind beweint... Er ist tot! Mein Sohn ist tot! Mit durchbohrtem Herzen gestorben... Oh, Vater, Vater, Erbarmen! Ich liebe dich! Wir haben dich geliebt, und du hast uns so sehr geliebt. Wie konntest du zulassen, dass das Herz unseres Sohnes durchbohrt wurde? Oh, Vater! ... Habe Mitleid mit einer armen Frau. Ich bin von Sinnen, Vater! Ich gehöre dir, ich bin dein Nichts, und ich wage es, dich zu tadeln! Barmherzigkeit! Du bist gut gewesen. Die Wunde, die einzige Wunde, die ihn nicht geschmerzt hat, ist diese.
Deine Abkehr hat ihn noch vor Sonnenuntergang sterben lassen und ihm so weitere Qualen erspart. Du bist gut gewesen. Alles tust du aus Güte und Liebe. Wir sind Geschöpfe, die nichts verstehen. Du bist gut gewesen. Gut bist du gewesen. Sprich diese Worte, meine Seele, um meinem Leiden den Stachel zu nehmen. Gott ist gut und hat dich immer geliebt, meine Seele. Von der Wiege bis zum heutigen Tag hat er dich immer geliebt. Er hat dir alle Freuden des irdischen Lebens geschenkt. Er hat dir sich selbst geschenkt. Er ist gut gewesen, gut, gut. Danke, Herr. Sei gepriesen für deine unendliche Güte.
Danke, Jesus. Ich danke auch dir. Ich allein habe sie in meinem Herzen gefühlt, als ich dein geöffnetes Herz gesehen habe. Nun ist deine Lanze in meinem Herzen und bohrt und wühlt. Doch es ist besser so. Du spürst sie nicht.
Aber, habe Erbarmen, Jesus. Gib ein Zeichen! Eine Liebkosung, ein Wort für deine arme Mutter mit dem verwundeten Herzen! Ein Zeichen, ein Zeichen, Jesus, wenn du mich bei deiner Rückkehr noch lebend antreffen willst.»
Ein energisches Klopfen an der Tür läßt alle aufschrecken. Der tapfere Hausherr flieht. Maria des Zebedäus möchte, dass ihr Johannes ihm folgt und schiebt ihn in Richtung Hof. Die anderen, außer Maria Magdalena, drängen sich zusammen und jammern. Maria Magdalena geht aufrecht und mutig zur Tür und fragt: «Wer klopft?»
Eine Frauenstimme antwortet: «Ich bin Nike. Ich muss der Mutter etwas bringen. Öffnet schnell, die Militärstreife ist unterwegs.»
Johannes, der sich von seiner Mutter losgerissen hat und zu Magdalena geeilt ist, macht sich an den vielen Riegeln zu schaffen, die heute abend alle sorgfältig vorgeschoben sind. Er öffnet, und Nike kommt mit einer Dienerin und einem kräftigen Begleiter herein. Die Tür wird wieder geschlossen.
«Ich habe etwas», sagt Nike weinend, und die Stimme versagt ihr...
«Was? Was?» Alle drängen sich neugierig heran.
«Auf dem Kalvarienberg... Ich habe den Erlöser in diesem Zustand gesehen... Ich hatte den Schleier für die Lenden vorbereitet, damit er die Lappen der Henker nicht braucht... Aber er war so verschwitzt, mit Blut in den Augen, dass ich ihm den Schleier geben wollte, damit er sich abtrocknen konnte. Und er hat es getan ... und mir den Schleier zurückgegeben. Ich habe ihn nicht mehr benützt ... Ich wollte ihn mit seinem Schweiß und seinem Blut als Reliquie aufbewahren. Und als wir kurz darauf die Gehässigkeit der Juden gegen Plautina und die anderen Römerinnen, Lydia und Valeria, sahen, beschlossen wir, zurückzukehren, aus Furcht, dass man uns dieses Tuch wegnehmen könnte. Die Römerinnen sind tapfere Frauen. Sie haben uns in ihre Mitte genommen, mich und die Dienerin, und haben uns beschützt. Obwohl sie eine Verunreinigung für Israel darstellen... und es gefährlich ist, Plautina zu berühren. Aber daran denkt man in ruhigen Zeiten. Heute waren alle in einem Rausch... Zu Hause habe ich geweint... stundenlang... Dann ist das Erdbeben gekommen, und ich bin ohnmächtig geworden... Als ich wieder zu mir kam, wollte ich den Schleier küssen und habe gesehen... Oh! ... Das Antlitz des Erlösers ist darauf! ...»
«Laß sehen! Laß sehen!»
«Nein, zuerst die Mutter! Es ist ihr Recht!»
«Sie ist völlig am Ende! Sie wird es nicht ertragen ...»
«Oh, sagt das nicht. Es wird ihr im Gegenteil ein Trost sein. Benachrichtigt sie!»
Johannes klopft leise an die Tür.
«Wer ist da?»
«Ich, Mutter. Nike ist draußen... Sie ist bei Nacht gekommen... Sie hat dir ein Andenken... ein Geschenk gebracht. Sie hofft, dass es dir ein Trost sein wird.»

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:43

«Oh, ein einziges Geschenk könnte mich trösten: das Lächeln seines Gesichtes ...»
«Mutter!» Johannes umarmt sie, aus Furcht, dass sie fallen könnte, und sagt, als würde er ihr den wahren Namen Gottes anvertrauen: «Das ist es. Sein Lächeln ist auf dem Tuch, mit dem Nike auf dem Kalvarienberg sein Antlitz getrocknet hat.»
«Oh, Vater! Allmächtiger Gott! Heiliger Sohn! Ewige Liebe! Seid gepriesen! Das Zeichen! Das Zeichen, um das ich euch gebeten habe! Laß sie, laß sie eintreten!»
Maria muss sich setzen, denn sie kann sich nicht mehr auf den Beinen halten, und während Johannes den Frauen ein Zeichen gibt, Nike hereinzuschicken, beruhigt sich die Jungfrau wieder.
Nike kommt herein und kniet mit ihrer Dienerin vor Maria nieder. Johannes steht neben Maria und legt einen Arm um ihre Schultern, wie um sie zu stützen. Nike sagt kein Wort. Sie öffnet das Kästchen, nimmt das Tuch heraus und faltet es auseinander. Und das Antlitz Jesu, dass lebendige Antlitz Jesu, dass schmerzerfüllte und doch lächelnde Antlitz Jesu sieht die Mutter an und lächelt ihr zu.
Maria schreit in schmerzlicher Liebe auf und streckt die Arme aus. Ein Echo ertönt aus dem Vorraum, wo sich die Frauen an der Tür versammelt haben. Und alle knien wie die Mutter vor dem Antlitz des Erlösers nieder.
Nike findet keine Worte. Sie läßt das Tuch aus ihren Händen in die Hände der Mutter gleiten und neigt sich dann, um seinen Saum zu küssen. Schließlich geht sie rückwärts aus dem Raum, ohne abzuwarten, dass Maria aus ihrer Ekstase erwacht.
Sie geht in die Nacht hinaus und ist schon verschwunden, bevor die anderen dessen gewahr werden. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als das Tor wie zuvor zu schließen.
Maria ist wieder allein, in ein Gespräch der Seele mit dem Bild ihres Sohnes vertieft, denn die anderen haben sich alle zurückgezogen.
Einige Zeit vergeht. Dann sagt Martha: «Wie machen wir es mit den Salben? Morgen ist Sabbat ...»
«Und wir werden nichts kaufen können...» sagt Salome.
«Und doch muss es getan werden. Viele Pfund Aloe und Myrrhe... Aber er war so schlecht gewaschen...»
«Auf jeden Fall muss alles bereit sein bei Sonnenaufgang des ersten Tages nach dem Sabbat», bemerkt Maria des Alphäus.
«Und die Wachen? Wie werden wir es anstellen?» fragt Susanna.
«Wir werden es Joseph sagen, wenn sie uns nicht hineinlassen», antwortet Martha.
«Wir können den Stein nicht allein wegrücken.»
Maria Magdalena sagt: «Oh, du meinst, zu fünft können wir das nicht? Wir sind alle kräftig... und die Liebe tut das übrige.»
«Und auch ich werde mit euch gehen», sagt Johannes.
«Du auf keinen Fall. Ich will nicht auch noch dich verlieren, Sohn.»
«Mache dir keine Sorgen. Wir genügen.»
«Nun gut... aber wer gibt euch die Salben?»
Alle sind niedergeschlagen... Dann sagt Martha: «Wir hätten Nike fragen können, ob es wahr ist, was wir über Johanna und von den Unruhen gehört haben...»
«Das ist wahr! Aber wir sind töricht. Wir hätten auch die Salben holen können. Isaak war auf der Schwelle, als wir zurückkamen ...»
«Im Palast sind viele Gefäße mit Essenzen, und auch feinen Weihrauch haben wir dort. Ich werde sie holen.» Maria Magdalena steht von ihrem Platz auf und legt ihren Mantel um.
Martha schreit: «Du gehst nicht!»
«Ich gehe!»
«Du bist von Sinnen! Sie werden dich gefangennehmen!»
«Deine Schwester hat recht. Geh nicht!»
«Oh, was seid ihr für unnütze, heulende Frauenzimmer! Jesus hatte wahrhaftig eine schöne Schar von Anhängern. Ist euer Vorrat an Mut schon erschöpft? Bei mir ist es umgekehrt. Je mehr ich davon verbrauche, desto größer wird er.»
«Dann werde ich mit ihr gehen. Ich bin ein Mann.“
«Und ich bin deine Mutter und verbiete es dir!»
«Beruhige dich, Maria Salome. Und du sei brav, Johannes. Ich gehe allein. Ich habe keine Angst. Ich weiß, was es heißt, bei Nacht auf den Straßen zu sein. Ich war der Sünde wegen tausendmal unterwegs... Und nun sollte ich Angst haben, da ich gehe, um dem Sohn Gottes zu dienen?»
«Aber heute ist es unruhig in der Stadt. Du hast den Mann gehört.»
«Der ist ein Angsthase. Und ihr ebenfalls. Ich gehe.»
«Und wenn dich die Soldaten sehen?»
«Dann werde ich sagen: „Ich bin die Tochter von Theophilus dem Syrer, dem treuen Diener Caesars.“ Und sie werden mich laufen lassen. Und außerdem... ein Mann ist für eine junge, schöne Frau ein geringeres Hindernis als ein Strohhalm. Ich weiß es, zu meiner Schande ...»
«Aber wo willst du im Palast Salben finden, da er doch seit Jahren unbewohnt ist?»
«Glaubst du das? Oh, Martha! Hast du vergessen, dass Israel euch gezwungen hat, ihn zu verlassen, weil er einer der Orte war, an denen ich meine Liebhaber traf? In dem Palast war alles, was ich brauchte, um den Männern noch mehr die Köpfe zu verdrehen. Als ich durch meinen Erlöser gerettet wurde, habe ich die Alabastergefäße und den Weihrauch, die ich für meine Liebesorgien gebraucht hatte, an einem nur mir bekannten Ort versteckt. Und ich habe geschworen, dass nur die Tränen über meine Sünden und die Anbetung des allerheiligsten Jesus die Essenzen und der Weihrauch der büßenden Maria sein würden, und dass ich diese Zeichen des Dienstes der Sinne und des Fleisches nur verwenden würde, um sie zu heiligen und ihn zu salben. Nun ist die Zeit dazu gekommen. Ich gehe. Bleibt. Und seid ruhig. Der Engel Gottes begleitet mich, und es wird mir nichts Böses zustoßen. Lebt wohl. Ich werde euch Nachrichten bringen. Doch Maria solltet ihr nichts sagen... Sie würde sich nur noch größere Sorgen machen...»
Und Maria von Magdala geht mit beeindruckender Selbstsicherheit fort.
«Mutter, laß dir das eine Lehre sein... Es möge dir sagen: Handle nicht so, dass die Welt deinen Sohn einen Feigling nennt. Morgen, nein heute, denn es ist bereits die zweite Nachtwache, werde ich gehen und die Gefährten suchen, wie sie es wünscht...»
«Es ist Sabbat... Du kannst nicht gehen...» entgegnet Salome, um ihn zurückzuhalten.
«„Der Sabbat ist tot“, sage auch ich mit Joseph. Die neue Zeit hat begonnen. Andere Gesetze, andere Opfer und andere Zeremonien wird es in ihr geben.»
Maria Salome neigt das Haupt auf die Knie und weint, ohne weiter zu widersprechen.
«Oh, könnten wir doch etwas über Lazarus erfahren!» jammert Maria des Kleophas.

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BeitragThema: Re: DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta   DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta - Seite 2 Icon_minitime2017-04-14, 13:44

«Wenn ihr mich gehen laßt, werdet ihr etwas erfahren. Denn die Gefährten wurden zu Lazarus gebracht von Simon dem Kananiter, der den Auftrag dazu erhalten hatte. Jesus hat es Simon in meiner Gegenwart gesagt.»
«0 weh! Alle dort? Dann sind sie alle verloren!» Maria des Kleophas und Salome weinen untröstlich.
Die Zeit vergeht. Man wartet, und viele Tränen werden vergossen. Dann kehrt Maria Magdalena triumphierend und mit Taschen beladen zurück, die kostbare Gefäße enthalten.
«Seht ihr, dass nichts passiert ist? Hier: Öle aller Art, und Narden, Lavendel und Benzoeharz. Myrrhe und Aloe sind nicht dabei... Ich wollte nichts Bitteres... Bitterkeit verkoste ich jeden Augenblick... Wir werden vorerst dies verwenden, und morgen holen wir... Oh, Isaak wird für Geld auch am Sabbat verkaufen... Bei ihm kaufen wir dann Myrrhe und Aloe.»
«Hat man dich gesehen?» «Niemand. Nicht einmal eine Fledermaus ist unterwegs.»«Und die Soldaten?»«Die Soldaten? Ich denke, die schnarchen in ihren Betten.» «Aber der Aufruhr... die Verhaftungen ...»«Die hat nur die Angst dieses Mannes gesehen ...»«Wer ist im Palast?»
«Nun, Levi und seine Frau. Unbesorgt wie Kinder. Die Bewaffneten sind geflohen. Ha, ha, schöne Helden haben wir, dass muss ich schon sagen... Sie sind geflohen, als sie von der Verurteilung gehört haben. Es ist wahr, Rom ist streng und gebraucht die Peitsche... Aber dadurch erreicht es, dass man es fürchtet und ihm dient. Und Rom hat Männer, keine Hasen... O ja, er hat gesagt: „Meine Jünger werden dasselbe Schicksal wie ich erleiden.“ Wenn viele Römer Jesus nachfolgen, dann ist das schon möglich. Aber wenn es Märtyrer unter den Israeliten braucht, wird er allein bleiben... Hier, dass ist meine Tasche. Und die ist von Johanna, die... Ja, nicht nur feige, sondern Lügner sind wir. Johanna ist nur sehr niedergeschlagen. Sie und Elisa haben sich auf Golgotha übel gefühlt. Die eine ist eine Mutter, die ihren Sohn verloren hat, und so wurde ihr übel, als sie Jesus röcheln hörte. Die andere ist zart und so lange Wege unter der Sonne nicht gewohnt. Aber keine ist verletzt oder liegt im Sterben. Johanna weint wie wir alle, gewiss; aber mehr nicht. Sie bedauert, dass man sie weggebracht hat. Morgen wird sie zu uns kommen. Sie schickt diese Aromen, alle, die sie im Haus hatte. Valeria ist auf Anordnung von Plautina bei ihr geblieben, und nun ist sie mit den Sklaven zum Haus Claudias gegangen, denn dort haben sie viel Weihrauch. Wenn sie kommt – denn auch sie ist, dem Himmel sei Dank, kein immer zitternder Angsthase – dann schreit nicht alle, als ob man euch ein Messer an die Kehle setzen würde. Los, steht auf. Holen wir die Mörser. Arbeiten wir. Weinen nützt nichts. Oder arbeitet wenigstens, während ihr weint. Unser Balsam soll mit unseren Tränen vermischt sein. Er wird es fühlen ... Er wird unsere Liebe spüren.» Sie beißt sich auf die Lippen, um nicht selbst zu weinen und den anderen, die so sehr betrübt sind, Mut einzuflößen.
Sie arbeiten eifrig.
Maria ruft Johannes.
«Mutter, was möchtest du?»
«Diese Schläge...»
«Sie zerstoßen den Weihrauch.»
«Ach... Aber... Verzeiht mir... Macht nicht so ein Geräusch... Es erinnert mich an die Hämmer ...»
Die Bronzestößel, die auf den Marmor der Mörser schlagen, klingen tatsächlich wie Hämmer.
Johannes sagt es den Frauen, und diese gehen in den Hof hinaus, um weniger gehört zu werden.
Johannes kehrt zur Mutter zurück.
«Wo haben sie das bekommen?»
«Maria des Lazarus ist in ihr Haus und zu Johanna gegangen... Man wird noch mehr bringen...»
«Ist niemand gekommen?»
«Außer Nike niemand.»
«Sieh ihn an, Johannes, wie schön er auch in seinem Schmerz ist.» Maria verliert sich mit gefalteten Händen in der Betrachtung des Schleiers, den sie über eine Truhe gehängt und mit Gewichten befestigt hat.
«Ja, Mutter, schön. Und er lächelt dir zu... Nun weine nicht mehr... Es sind schon einige Stunden vergangen, und wir müssen nicht mehr so lange auf seine Rückkehr warten...» und Johannes weint.
Maria streichelt seine Wange, ohne die Augen von dem Bildnis ihres Sohnes abzuwenden. Johannes geht mit tränenverschleiertem Blick hinaus.
Auch Magdalena, die zurückgekommen ist, um Amphoren zu holen, ist in derselben Verfassung. Aber sie sagt dem Apostel: «Es ist nicht gut, dass sie uns weinen sehen. Sonst tun die dort nichts anderes mehr. Und wir müssen etwas tun ...»
«... und wir müssen glauben», fügt Johannes hinzu.
«Ja, glauben. Wenn man nicht glauben könnte, würde man verzweifeln. Ich glaube. Und du?»
«Ich auch ...»
«Du scheinst nicht sehr überzeugt. Du liebst noch nicht genug. Wenn du mit deinem ganzen Sein lieben würdest, könntest du nicht anders als glauben. Die Liebe ist Licht und Stimme. Auch gegen das Dunkel der Ablehnung und das Schweigen des Todes sagt sie: „Ich glaube.“»
Herrlich ist diese Magdalena bei ihrem Glaubensbekenntnis, eine hohe, eindrucksvolle, gebieterische Gestalt! Sie muss ein wundes Herz haben.
Ihre vom Weinen brennenden Augen verraten es. Doch die Seele ist unbezwingbar.
Johannes betrachtet sie voller Bewunderung und murmelt: «Du bist stark!»
«Immer. Ich war es so sehr, dass ich die Welt herausgefordert habe. Und damals war ich ohne Gott. Nun, da ich Gott besitze, fühle ich, dass ich selbst der Hölle trotzen würde. Du, der du gut bist, müßtest viel stärker sein als ich. Denn die Sünde schwächt, weißt du? Mehr als die Schwindsucht. Aber du bist unschuldig... Daher hat er dich so sehr geliebt...»

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«Auch dich hat er geliebt...»
«Und ich war nicht unschuldig. Aber ich war seine Eroberung und ...»
Jemand klopft kräftig an die Tür.
«Es wird Valeria sein. Mach auf.»
Johannes öffnet ohne Furcht, da die Ruhe Marias sich auf ihn überträgt.
Es ist tatsächlich Valeria mit ihren Sklaven, die die Sänfte tragen, aus der sie gerade gestiegen ist. Sie tritt ein mit dem römischen Gruß: «Salve.»
«Der Friede sei mit dir, Schwester. Tritt ein», sagt Johannes.
«Kann ich der Mutter das Geschenk Plautinas bringen? Auch Claudia hat beigesteuert. Aber nur, wenn es ihr nicht unangenehm ist, mich zu sehen.»
Johannes geht zu Maria.
«Wer hat geklopft? Petrus? Judas? Joseph?»
«Nein, es ist Valeria. Sie hat kostbare Harze gebracht. Sie möchte sie dir übergeben... wenn es dir nicht unangenehm ist.»
«Ich muss meine Abneigung überwinden. Er hat zu seinem Reich die Kinder Israels und die Heiden berufen. Er hat alle berufen. Nun... ist er tot... Aber ich bin an seiner Stelle hier. Und ich empfange alle. Sie soll hereinkommen.»
Valeria tritt ein. Sie hat den dunklen Mantel abgelegt und ist nun ganz in Weiß in ihrer Stola. Sie verneigt sich tief, grüßt und sagt: «Domina, du weißt, wer wir sind. Die ersten aus der Finsternis des Heidentums Erlösten. Finsternis und Schmutz waren wir. Dein Sohn hat uns Flügel und Licht gegeben. Nun ist er... in Frieden entschlafen. Wir kennen eure Bräuche und wollen, dass auch die Salben Roms über den Sieger ausgegossen werden.»
«Gott segne euch, Töchter meines Herrn. Und... verzeiht, wenn ich nicht mehr sagen kann ...»
«Bemühe dich nicht, Domina. Rom ist stark. Aber es versteht auch den Schmerz und die Liebe. Es versteht dich, Mater Dolorosa. Leb wohl.»
«Der Friede sei mit dir, Valeria. Plautina und euch allen meinen Segen.»
Valeria zieht sich zurück, nachdem sie den Weihrauch und die Essenzen vor Maria gestellt hat.
«Siehst du, Mutter? Die ganze Welt gibt etwas für den König des Himmels und der Erde.»
«Ja», sagt Maria, «die ganze Welt. Und die Mutter wird ihm nur Tränen gegeben haben.»
Ein Hahn kräht fröhlich irgendwo in der Nähe, und Johannes zuckt zusammen.
«Was hast du, Johannes?» fragt die Jungfrau.
«Ich muss an Simon Petrus denken ...»
«Aber ist er nicht mit dir zusammengewesen?» fragt Magdalena, die wieder ins Zimmer gekommen ist.
«Ja, im Haus des Annas. Dann habe ich verstanden, dass ich hierher kommen musste. Und seither habe ich ihn nicht mehr gesehen.»
«Es wird bald Morgen.»
«Ja, öffnet die Fenster.»
Sie öffnen die Läden, und die Gesichter erscheinen im grünlichen Morgenlicht noch fahler.
Die Nacht des Karfreitags ist zu Ende...

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Als ich geboren wurde, haben alle gelacht,
ich aber habe geweint;
wenn wieder gehe, werden alle weinen,
ich aber werde lachen
smilie 


Der Teufel hat die Hand im Spiel
aber Gott hat das Spiel in der Hand
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DIE PASSION - DIE VERSCHIEDENEN PROZESSE JESU-nach Maria Valtorta
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